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Luft (ver-)handeln im Great Bear Rainforest. Ein CO2-Einsparungsprojekt im Spannungsfeld von Ressourcennutzung, Naturschutz und Dekolonisierung in Kanada
Antragstellerin
Professorin Dr. Eveline Dürr
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432300039
Der Emissionshandel ist längst nicht mehr nur ein politisch-ökonomisches Instrument zur Eindämmung des überhöhten CO2-Ausstoßes in Industrienationen. Er ist vielmehr eingebunden in globale Umweltschutzstrategien und hat sich als „Alternative“ zum Raubbau an natürlichen Ressourcen etabliert. Auf diese Weise dringt der Emissionshandel in unterschiedliche lokale Mensch-Umweltbeziehungen und politische Strukturen ein und beeinflusst diese maßgeblich. Im Rahmen der hier beantragten ethnographischen Studie wird eines der weltgrößten CO2-Einsparungsprojekte, das Great Bear Carbon Project an der kanadischen Pazifikküste, im Kontext nordamerikanischer Indigenität untersucht. Am Beispiel der Heiltsuk Nation und dem übergeordneten Verband der Coastal First Nations werden die spezifischen Auswirkungen der Kommerzialisierung von CO2-Emissionen auf umweltbezogene Bedeutungszuschreibungen und territoriale Beziehungen erforscht. Die lokalen Strategien zur Nutzung der natürlichen Ressource Wald stehen dabei im Spannungsfeld von panindigenen Dekolonialisierungsbestrebungen, Interessen multinationaler Konzerne, Strategien internationaler Umweltbewegungen und staatlicher Umweltpolitik. Anknüpfend an die theoretischen Überlegungen von Bruno Latour, Marisol de la Cadena und Philippe Descola zu Mensch-Umweltbeziehungen sowie an Deleuzes und Guattaris Konzept der Assemblage wird auch die Rolle nichtmenschlicher Akteure berücksichtigt. Ziel des Forschungsprojekts ist, eine empirisch fundierte Studie sowohl zu den Auswirkungen des globalen Emissionshandels als auch zu Mensch-Umweltbeziehungen der indigenen Bevölkerung Nordamerikas vorzulegen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kanada
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Jutta Gutberlet