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(Neu-)Übersetzungen der Schrift im frühen amerikanischen Protestantismus: Eine vergleichende Studie von Cotton Mather's "Biblia Americana" und radikalpietistischen Bibelrevisionen

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432593169
 
Das Projekt zielt auf eine vergleichende Untersuchung von Bibelneuübersetzungen, die unterschiedliche protestantische Exegeten während der ersten Hälfte des 18. Jhs. in Britisch Nordamerika unternahmen. Das Projekt will erforschen warum, wie und im Rückgriff auf welche Quellen diese Bibelneuübersetzungen vorhandene Übersetzungen aus Europa in Frage stellen, insbesondere die vorherrschende King James Version (KJV) und die Luther Bibel. Es wird gefragt, in welcher Weise diese Neuübersetzungen spezielle Theologien (insbs. millenaristische und philadelphische Lehren) aufnahmen und wie diese mit religiösen Identitätsbildungsprozessen im Spannungsfeld von Frühaufklärung und protestantischen Erweckungsbewegungen einhergingen. Das Projekt hat ein interdisziplinäres Forschungsdesign, in dem sich die Untersuchungsgegenstände, Interessen und Methoden der "klassischen" Kirchen- und Theologiegeschichte (speziell der Forschung zur Geschichte der Bibelinterpretation), mit denen der Frömmigkeits- und Geschlechtergeschichte sowie der frühen Amerikanistik (early American Studies) verbinden. Das erste Teilprojekt beschäftigt sich mit dem handschriftlich überlieferten Bibelkommentar "Biblia Americana" des neuenglischen Theologen Cotton Mather (1663-1728). Ziel ist die wissenschaftliche Auswertung von Band 10 der "Biblia"-Edition (Hebräerbrief bis Offenbarung). In seinen Kommentaren unternimmt Mather Hunderte von Neuübersetzungen der KJV. Dabei handelt es sich einerseits um philologische Korrekturen des Literalsinnes im Lichte neuer historischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse. Zugleich sucht Mather über unterschiedliche Formen der figurativen Exegese den höheren, geistlichen Sinn der Schrift umfassend zu ergründen. Das zweite Teilprojekt vergleicht ausgewählte Aspekte der "Biblia" mit Bibelneuübersetzungen und –anverwandlungen deutschsprachiger, radikalpietistischer Auswanderer nach Pennsylvania. Im Zentrum werden dabei die Schwarzenauer Neutäufer, die Ephrata Gemeinschaft und die Herrenhuter Gemeinden stehen, für die alle in unterschiedlicher Weise "heterodoxe" Übertragungen der Schrift, insbesondere des Hohelieds und der Johannesoffenbarung konstitutiv waren. Das Teilprojekt will erforschen, wie diese Übertragungen ihrerseits in religiöse Praktiken und Verkörperungen übersetzt wurden und dabei separatistische Formen der Gemeinschafts- und Identitätsbildung unterstützten, oder auch kirchenreformerische und missionarische Unternehmungen in der Neuen Welt hervorbrachten. Gerade durch den Vergleich mit Mathers Bibelneuübersetzungen will das Projekt insgesamt Gemeinsamkeiten aber auch entscheidende Differenzen zwischen dem deutschsprachigen (radikalen) Pietismus und dem neuenglischen Puritanismus als "Bible movements" herausarbeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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