Trust in morality versus trust in competence: A comparative analysis
Final Report Abstract
Vertrauen kann die Moral aber auch die Kompetenz einer anderen Person betreffen. Doch wie gehen Menschen mit Situationen um, in denen sie entweder in die Moral oder in die Kompetenz der anderen Person vertrauen können? Stecken hinter Vertrauen in Moral und Vertrauen in Kompetenz ähnliche Mechanismen oder unterscheiden sie sich maßgeblich voneinander? Das heißt, gibt es ähnlich wie bei Vertrauen in Moral auch bei Vertrauen in Kompetenz ein Gefühl der Verpflichtung, um anderen Menschen nicht Zweifel an deren moralischem Charakter bzw. Kompetenz zu signalisieren oder bleibt dieser Aspekt bei Vertrauen in Kompetenz aus und orientiert sich stärker an rationalen Überlegungen? In mehreren Studien verglichen wir systematisch Vertrauen in Moral mit Vertrauen in Kompetenz und weiteren Entscheidungen unter Risiko. Dazu entwickelten wir ein neues spieltheoretisches Paradigma – das Kompetenzspiel – das Vertrauen in Kompetenz als Verhalten beobachtbar machte, so wie das bewährte und vielfach verwendete Vertrauensspiel Vertrauen in Moral als Verhalten beobachtbar machte. In beiden Spielen sind zwei Personen involviert, Person A und Person B, die anonym miteinander interagieren. Sowohl im Kompetenzspiel als auch im Vertrauensspiel erhält Person A zunächst Geld und kann dann entscheidet, ob sie es behalten oder an Person B weiterleiten möchte. Entscheidet sich Person A das Geld an Person B zu senden, wird der Betrag um einen gewissen Faktor multipliziert. Während im Vertrauensspiel darauf ankommt, ob Person B nun ihrerseits entscheidet, entweder den gesamten Betrag zu behalten oder das Geld zwischen den beiden Parteien fair zu teilen (also ihre Moral), kommt es im Kompetenzspiel darauf an, ob Person B eine Aufgabe erfüllen kann – z. B. eine gewisse Anzahl an Fragen aus einem Quiz richtig beantworten (also ihre Kompetenz). Stellt sich Person B im Vertrauensspiel als moralisch heraus oder stellt sich Person B im Kompetenzspiel als kompetent heraus, erhält Person A mehr Geld als ursprünglich zu Verfügung gestellt oder nichts, wenn Person B das gesamte Geld für sich behält bzw. Person B die erforderliche Aufgabe nicht erfüll. In einer Reihe von Studien fanden wir deutlich mehr Vertrauen in die Moral als in die Kompetenz einer anderen Person, bei ansonsten gleichen Bedingungen und Erfolgsaussichten. Ähnlich wie bei der Moral von anderen Personen, unterschätzten Versuchspersonen auch die Kompetenz von anderen Menschen. Anders als bei Vertrauen in Moral gab es aber bei Vertrauen in Kompetenz keinen Überschuss an Vertrauen gemessen an den Erwartungen, dass sich das Vertrauen auszahlen wird. Trotzdem sind Menschen eher dazu bereit in die Kompetenz einer anderen Person zu vertrauen, als ihr Geld bei gleichen Risiken auf eine simple Lotterie zu setzen. Unsere Ergebnisse zeigten, dass sich die Entscheidung in die Kompetenz zu vertrauen hauptsächlich aus der Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses ergibt, also weitestgehend unabhängig davon wie die Entscheidung zu vertrauen oder nicht zu vertrauen von der anderen Person wahrgenommen werden könnte. Überraschenderweise waren Teilnehmende sogar eher dazu bereit, den gemeinsamen finanziellen Ausgang vom Glück (einem Zufallsmechanismus) abhängig zu machen, als von der Kompetenz von Person B. Anders als bei Vertrauensspielen zeigen Teilnehmende im Kompetenzspiel also keine Anzeichen von „prinzipiengeleiteten Vertrauen“.
