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Viehwirtschaft in der Krise? Die Archäozoologie des spätlatènezeitlichen Kulturwandels zwischen Donauraum und Inntal

Antragsteller Dr. Simon Trixl
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433366418
 
Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. erreichte Mitteleuropa mit der Oppida-Zivilisation einen bis dahin ungekannten Grad der Urbanisierung und wirtschaftlichen Prosperität. Für das nördliche Alpenvorland bedeutete der Kollaps dieses Systems in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eine folgenreiche kulturhistorische Zäsur, deren Gründe immer noch umstritten sind. Eine zentrale Rolle in dieser Diskussion spielt die Südostbayerische Gruppe, eine wohl aus dem Mittelgebirgsraum in das heutige Südbayern eingewanderte Bevölkerung. Vermutlich koexistierte diese nach dem Ende der Oppida mit verbliebenen autochthonen Bevölkerungsgruppen zwischen Donau und Nordalpenrand. Die zeitgleich im Alpenraum siedelnde Fritzens-Sanzeno-Kultur war weit weniger von den krisenhaften Umbrüchen betroffen, obgleich sich auch im Inntal vereinzelt Hinweise auf sozioökonomische Veränderungen fassen lassen.Weitgehend unbekannt sind die Auswirkungen dieser seitens der Archäologie postulierten Krise auf die Viehwirtschaft, die einen zentralen Pfeiler der Subsistenz vormoderner Zeit darstellt, ein Desiderat, dem dieses Projekt nachkommen soll. Anhand der archäozoologischen Untersuchung von Tierknochenfunden aus 11 Siedlungen der Südostbayerischen Gruppe, der Fritzens-Sanzeno-Kultur und der Oppida-Zivilisation (ca. 25.000 Funde) sollen folgende zentrale Arbeitshypothesen überprüft werden: (1) Mit dem Nebeneinander von Südostbayerischer Gruppe und Menschen in Tradition des Oppida-Latène koexistierten auch unterschiedliche Wirtschaftssysteme nördlich der Alpen. (2) Zwischen diesen Wirtschaftssystemen kam es im Verlauf des 1. Jahrhunderts v. Chr. zu Akkulturationsvorgängen. (3) Die krisenhaften Umbrüche zwischen dem Ende der Oppida-Zivilisation und der römischen Okkupation zogen auch Einbrüche in der landwirtschaftlichen Produktivität nach sich. (4) Aufgrund naturräumlicher Faktoren wurden in der Fritzens-Sanzeno-Kultur andere Subsistenzstrategien als im Alpenvorland gepflegt. Möglicherweise sind jedoch auch hier Veränderungen in der Viehwirtschaft in der ausgehenden Latènezeit fassbar. (5) Aufgrund einer Kontinuität in der späteisenzeitlich-frührömischen Besiedlung des nördlichen Alpenvorlandes beeinflusste die regional unterschiedlich entwickelte Viehhaltung des Endlatène die frühkaiserzeitlichen Wirtschaftsstrukturen, was die regionalen Unterschiede in Subsistenzsignaturen in der Provinz Rätien erklären könnte. Parallel zum osteometrisch-morphologischen Arbeitsprogramm werden Isotopenanalysen an ausgewählten Funden helfen, die Rolle des Transfers von Tieren in der Südostbayerischen Gruppe zu eruieren. Die für die Klärung der o. g. Fragen unverzichtbare feinchronologische Einordnung der Archäofaunen wird neben den üblichen typochronologischen Methoden durch Serien von 14C-Daten ergänzt, woraus sich auch ein Mehrwert für die Chronologie-Diskussion um die Stufe Latène D in Süddeutschland ergibt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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