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Die Untersuchung impliziter und expliziter Prozesse des suizidalen Entwicklungsverlaufs – PRIMEX-S
Antragstellerin
Juliane Brüdern, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433498307
Obwohl in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt Anstrengungen unternommen wurden, die Entstehungsursachen suizidaler Handlungen zu erforschen, ist das Wissen und Verständnis darüber immer noch stark begrenzt, was gleichzeitig negative Auswirkungen auf die valide Vorhersage zukünftiger Suizidversuche und die Anwendung effektiver Suizidpräventionsstrategien hat. Suizidgedanken und Suizidversuche wurden vor allem als Symptome einer psychischen Erkrankung betrachtet. Die intensive Erforschung klinischer Risikofaktoren (z.B. Depressivität, Hoffnungslosigkeit) und Behandlung einer psychischen Erkrankung führten jedoch zu keiner signifikanten Reduktion suizidalen Verhaltens. Das Ziel der geplanten Studie ist die Untersuchung impliziter und expliziter Prozesse der menschlichen Informationsverarbeitung und Verhaltenssteuerung bei suizidalen Patienten. Das krankheitsübergreifende Konzept der Zwei-Prozess-Theorien dient als theoretische Grundlage, welches davon ausgeht, dass unser psychisches Funktionieren sowohl durch implizite als auch explizite Prozesse gesteuert wird. Mithilfe von Zwei-Prozess-Theorien können verschiedene Phänomene von Suizidalität (z.B. geplante vs. impulsive Suizidversuche) theoretisch eingeordnet werden, was in aktuellen Suizidtheorien bisher vernachlässigt wurde. In der geplanten Studie sollen implizite Einstellungen zum Thema Tod sowie Prozesse der Aufmerksamkeitssteuerung und Verhaltensimpulskontrolle bei Patienten mit Suizidgedanken und suizidalem Verhalten untersucht werden. Die Ergebnisse der suizidalen Patienten sollen mit denen gesunder Kontrollprobanden verglichen werden, um wichtige implizite und explizite Marker von Suizidaltät identifizieren zu können. Bisher gibt es kaum Studien zu Prozessen der Informationsverarbeitung und Verhaltenssteuerung bei suizidalen Patienten. Aktuelle Studien zeigten, dass eine starke implizite Assoziation mit dem Tod und ein suizidspezifischer Aufmerksamkeitsbias mit Suizidgedanken sowie einem sehr hohen Suizidversuchsrisiko zusammenhingen.Mit dem beantragten Projekt können bisherige Studien zur Erforschung suizidalen Verhaltens um eine innovative Perspektive ergänzt und wichtige theoretische und empirische Lücken über die Entstehung suizidalen Verhaltens geschlossen werden. Darüber hinaus können mit den Erkenntnissen der Studie die Messung von Suizidalität verbessert und Behandlungskonzepte weiterentwickelt werden, beispielsweise im Rahmen eines Selbstregulationstrainings zur Reduktion von suizidalen Verhaltensimpulsen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Heide Glaesmer; Dr. Lena Spangenberg
Kooperationspartnerin
Dr. Maria Stein