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Band 1: Handwerksproduktion im Mongolischen Weltreich. Karakorum und die Handwerker Band 2: Geschichte in Schichten von Karakorum – Stratigraphie und Periodisierung im Stadtzentrum
Antragstellerin
Dr. Susanne Reichert
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433824986
Die Dissertation beschäftigt sich mit den archäologischen Hinterlassenschaften aus der Stadtmitte Karakorums in der Mongolei, der ersten Hauptstadt des mongolischen Weltreiches des 13. und 14. Jahrhunderts. Ausgrabungen der Universität Bonn von 2000 bis 2005 in einem Areal südlich des zentralen Straßenkreuzes erbrachten den Nachweis von Werkstätten, die mit Eisen, Buntmetallen, Edelmetallen, Glas, Mineralsteinen, Knochen sowie möglicherweise Birkenrinden arbeiteten. Massive Siedlungsschichten von insgesamt bis zu vier Meter Mächtigkeit weisen auf eine komplexe zeitliche Abfolge in der Nutzung des ergrabenen Bereiches. Auf Basis dieser Hinterlassenschaften geht die Studie der Frage nach, in welcher Weise die Wirtschaft der Stadt mit Fokus auf die handwerkliche Produktion mit der politischen Elite des mongolischen Weltreiches verbunden war. Einzelaspekte wurden bisher in Vorberichten und katalogmäßigen Erfassungen publiziert, eine detaillierte Analyse dieser Werkstätten in ihrer zeitlichen Tiefe stand noch aus. Diese ist jedoch von immenser Wichtigkeit für die Beurteilung der Funktion und supra-regionalen Bedeutung der Stadt zu ihrer Blütezeit. Aufgrund der Fülle des Materials soll die Dissertation in zwei Bänden erscheinen. Der erste Band „Craft Production in the Mongol Empire. Karakorum and its Artisans” nimmt die Frage nach der handwerklichen Produktion und ihre mögliche Abhängigkeit von den mongolischen Eliten in den Fokus. Erstmals liegt mit dieser Arbeit eine detaillierte Studie zur Entwicklung von Handwerksstätten eines Siedlungsplatzes in einer zeitlichen Tiefe von ca. 200 Jahren für das Gebiet der heutigen Mongolei vor. Die Analyse der handwerksindizierenden Fundverteilungen sowie der handwerklich genutzten Installationen erlaubt strukturelle Einblicke in die Stadtgeschichte, die die uns zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen nicht in dieser Weise leisten. Die Frage nach der Organisation der Produktion konnte mittels der Systematik nach Cathy L. Costin und unter Hinzuziehen schriftlicher Nachrichten geklärt werden. Der zweite Band „A Layered History of Karakorum. Stratigraphy and Periodization in the City Center“ legt ein chronologisches Gerüst für die Abfolge der Siedlungsschichten aus den Ausgrabungen der Universität Bonn vor. Dieses Gerüst diente nicht nur als Basis für die Auswertung der Werkstätten (Band 1), sondern stellt auch für zukünftige Bearbeitungen weiterer Materialgruppen die maßgebliche Grundlage dar. Methodisch fußt die relativchronologische Unterteilung der Siedlungsschichten auf der stratigraphischen Sequenz der Ablagerungen. Diese relative Schichtenfolge ist unterstützt durch eine kognitive Abfolge, die sich aus der Kombination sinnvoller baustruktureller Zusammenhänge ergibt und damit Raumgrundrisse rekonstruiert. Die Verknüpfung absoluter Daten mit der stratigraphischen Analyse speist sich aus dendrochronologischen Analysen, Radiokarbondatierungen, Münzen sowie einem datierten Siegel von 1372.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen