Detailseite
Internationale Vergleichbarkeit der Herzinfarktsterblichkeit in Krankenhausabrechnungsdaten am Beispiel von Deutschland und den USA
Antragstellerin
Dr. Ulrike Nimptsch
Fachliche Zuordnung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434033424
Entscheidend für das Überleben von Herzinfarktpatienten ist eine zeitnahe und leitliniengerechte Versorgung in einer Einrichtung mit adäquater personeller und technischer Ausstattung. Deshalb wird die Herzinfarktsterblichkeit in internationalen Vergleichen von Gesundheitssystemen als Qualitätsindikator herangezogen, der auf die Effektivität von Versorgungsprozessen schließen lässt. Nach den Auswertungen des OECD Health Indicators Projektes ist die alters- und geschlechtsstandardisierte 30-Tage-Sterblichkeit nach akutem Herzinfarkt in Deutschland höher als in anderen Industrienationen wie z.B. den USA, Frankreich, Italien oder skandinavischen Ländern. Diese Unterschiede könnten auf Versorgungsprobleme in Deutschland hindeuten. So gibt es etwa Hinweise auf eine suboptimale Steuerung von Patienten mit Herzinfarktsymptomen in geeignete Einrichtungen. Demgegenüber steht jedoch auch eine im internationalen Vergleich hohe Krankenhausdichte, sowie eine hohe Dichte an Linksherzkatheterplätzen.Die Qualitätsindikatoren der OECD zur Krankenhaussterblichkeit beruhen auf administrativen Daten aus der Krankenhausversorgung. Unterschiedliche Versorgungsstrukturen, Vergütungsregeln und weitere, nicht qualitätsbedingte Faktoren in verschiedenen Ländern können jedoch die Vergleichbarkeit solcher Kennzahlen beeinträchtigen. Eine mögliche, nicht qualitätsbedingte Ursache für Abweichungen in der Herzinfarktsterblichkeit wurde in internationalen Vergleichen bisher kaum berücksichtigt. Dies ist die Frage, ob in verschiedenen Ländern alle interessierenden Behandlungsfälle in gleicher Weise durch Krankenhausabrechnungsdaten erfasst werden. So ist es beispielsweise möglich, dass Behandlungen mit kurzer Aufenthaltsdauer (z.B. wegen Versterbens innerhalb der ersten Stunden nach der Ankunft im Krankenhaus) in verschiedenen Ländern – anders als in Deutschland – als Behandlungsfälle der Notfallambulanz abgerechnet werden, und damit in die Daten der akutstationären Krankenhausversorgung nicht eingehen. Dies erscheint insbesondere im Hinblick auf den akuten Herzinfarkt problematisch, da hier das Sterberisiko innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Ankunft im Krankenhaus am höchsten istZiel des Forschungsvorhabens ist zu untersuchen, inwiefern Unterschiede in der Krankenhaussterblichkeit nach akutem Herzinfarkt zwischen Deutschland und anderen Industrienationen durch unterschiedliche Abrechnungsverfahren und eine damit einhergehende unterschiedliche Erfassung der Behandlungsfälle in administrativen Datenbeständen bedingt sind. Aufgrund der Verfügbarkeit geeigneter Datenbestände soll diese Fragestellung exemplarisch am Beispiel von Deutschland und den USA untersucht werden. Damit widmet sich dieses Projekt erstmals wichtigen, bei Standardvergleichen bislang nicht berücksichtigten Faktoren, die die internationale Vergleichbarkeit der Herzinfarktsterblichkeit beeinträchtigen können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Reinhard Busse