Detailseite
Projekt Druckansicht

Habituelles Verhalten nach Stress: veränderte Repräsentation von Handlungskonsequenzen?

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434153598
 
Instrumentelles Lernen kann durch zielgerichtete oder gewohnheitsbasierte, habituelle Prozesse kontrolliert werden. Aktuelle Befunde zeigen, dass akuter Stress zu einem Wechsel vom zielgerichteten zum habituellen Lernen führt. Wenngleich dieser Wechsel nach Stress sowohl grundlagenwissenschaftlich als auch für klinische Kontexte hochgradig relevant ist, ist derzeit völlig ungeklärt, wann es im Lernprozess zu diesem Wechsel nach Stress kommt. Des Weiteren wird aktuell kontrovers diskutiert, ob es beim Menschen, unabhängig von Stress zu einem Wechsel von der zielgerichteten zur habituellen Verhaltenskontrolle infolge wiederholter Handlungsausführung kommt oder nicht. Zur Beantwortung dieser offenen Fragen nutzt das vorliegende Projekt einen neuartigen Forschungsansatz: ausgehend davon, dass das definierende Unterscheidungskriterium darin besteht, dass die Handlungskonsequenz für zielgerichtete, nicht aber habituelle Prozesse relevant ist, soll mit Hilfe multivariater Analysen und der Elektroenzephalographie (EEG) die mentale Repräsentation von Handlungskonsequenzen während der Präsentation diskriminativer Stimuli und der Ausführung von Reaktionen über eine ausgedehnte Lernaufgabe hinweg untersucht werden. Dies ermöglicht erstmals eine hochauflösende Untersuchung der Dynamik zielgerichteter und habitueller Prozesse über den Lernprozess hinweg. Um den Einfluss von Stress auf diese Dynamik untersuchen zu können, durchlaufen gesunde Versuchspersonen zunächst eine standardisierte Stress- oder Kontrollmanipulation bevor sie, während das EEG aufgezeichnet wird, eine instrumentelle Lernaufgabe, die Sequenzen von Stimulus, Reaktion und Konsequenz enthält und somit mittels zielgerichteter und habitueller Prozesse gelernt werden kann. Neben den EEG-Maßen werden spezifische Trials, in denen Handlungsergebnisse entwertet werden, zur Trennung von zielgerichteten und habituellen Prozessen auf Verhaltensebene sowie, ergänzend, Blickbewegungsmessungen genutzt. Es wird vorhergesagt, dass es mit fortschreitender Übung in der Lernaufgabe zu einem Wechsel von zielgerichteten zu habituellen Prozesen kommt und dieser sich in einer zunehmenden Verringerung der (neuronalen) Repräsentation der Handlungskonsequenzen manifestiert. Es wird angenommen, dass akuter Stress diesen Wechsel beschleunigt, sodass die Stressgruppe, verglichen zur Kontrollgruppe, insbesondere nach einer moderaten Anzahl an Handlungswiederholungen eine signifikant geringere Repräsentation der Handlungskonsequenzen aufweist. Dieses Projekt wird somit neue Antworten auf fundamentale Fragen des menschlichen Verhaltens liefern: (wann) wird menschliches Verhalten von den durch das Verhalten hervorgerufenen Konsequenzen losgelöst und wie beeinflusst Stress diese Dynamik in der Kontrolle des instrumentellen Verhaltens?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung