Habituelles Verhalten nach Stress: veränderte Repräsentation von Handlungskonsequenzen?
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Instrumentelles Lernen kann durch zielgerichtete un d habituelle Prozesse kontrolliert werden. Vorherige Befunde zeigten, dass acuter Stress einen Wechsel vom zielgerichteten zum habituellen Lernen bewirken kann. Wenngleich dieser Stress-induzierte Wechsel zum gewohnheitsbasierten Verhalten klinisch relevant sein könnte, war unklar, wann es zu diesem Wechsel und ob dieser auf eine Beeinträchtigung zielgerichteter Prozesse oder eine Verbesserung habitueller Prozesse zurückzuführen ist. Um diese offenen Fragen zu untersuchen, kombinierte dieses Projekt multivariate Dekodieranalysen mit Elektroenzephalographie (EEG) zur Untersuchung der neuronalen Repräsentationen von Handlungsergebnissen, die für zielgerichtetes Verhalten zentral sind, und Reaktionsalternativen während einer instrumentellen Lernaufgabe. Versuchspersonen durchliefen zunächst eine Stress- oder Kontrollmanipulation bevor sie eine Lernaufgabe bearbeiteten, die durch zielgerichtetes Handlungs-Ergebnis-Lernen oder habituelles Reiz-Reaktions-Lernen gelöst werden konnte. Ergebnisentwertungen kurz nach Beginn der Aufgabe, in der Mitte der Aufgabe sowie am Ende der Aufgabe zeigten den Modus der Verhaltenskontrolle. Unsere Verhaltensdaten zeigten, dass während beide Gruppen sich zunächst zielgerichtet verhielten, wählten gestresste Versuchspersonen am Ende der Lernaufgabe signifikant häufiger entwertete Handlungsoptionen, was für einen Trainings-abhängigen Wechsel hin zum habituellen Verhalten nach Stress spricht. Die EEG-basierten Dekodierungsanalysen zeigten, dass Stress nach fortgeschrittenem Training einerseits die Ergebnisrepräsentationen reduzierte, andererseits jedoch die Reaktionsrepräsentationen verstärkte. Diese repräsentationalen Veränderungen waren direkt mit Verhaltensindizes des habituellen Verhaltens assoziiert. Des Weiteren waren die Veränderungen in den Ergebnis- und Reaktionsrepräsentationen unkorreliert, was nahelegt, dass diese distinkte Prozesse wiederspiegeln. Zusammengenommen zeigen unsere Daten, dass habituelles Verhalten nach Stress das Ergebnis von sowohl verstärkter Reiz-Reaktionsverarbeitung als auch von reduzierter Ergebnisverarbeitung sein kann. Über deren theoretische Relevanz hinaus, könnten diese Befunde Implikationen für Stress-assoziierte Störungen haben, die durch übermäßiges Gewohnheitsverhalten gekennzeichnet ist, wie etwa Abhängigkeitserkrankungen oder Zwangsstörungen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Stress diminishes outcome but enhances response representations during instrumental learning. Cold Spring Harbor Laboratory.
Meier, Jacqueline Katharina; Staresina, Bernhard P. & Schwabe, Lars
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Stress diminishes outcome but enhances response representations during instrumental learning. eLife, 11.
Meier, Jacqueline Katharina; Staresina, Bernhard P. & Schwabe, Lars
