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Neue porcine Influenzavirus-Reassortanten: Risikoabschätzung des zoonotischen Potenzials

Fachliche Zuordnung Virologie
Tiermedizin
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434507207
 
Influenza A Viren (IAV) sind wichtige Pathogene des Menschen, die ursprünglich aus Reservoirwirts-Populationen aquatisch lebender Wildvögel stammen. Menschliche Infektionen mit von Tieren stammenden IAV werden in der Regel nur vereinzelt nachgewiesen. In seltenen Fällen können zoonotische IAV jedoch adaptive Mutationen erlangen, um fortgesetzte Infektionsketten innerhalb der menschlichen Population in Gang zu setzen. Diese Ereignisse können Ausgangspunkt von Influenzapandemien sein, die stets eine schwere Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bedeuten. Die Interferon-induzierte und antiviral wirksame MxA GTPase stellt eine sehr bedeutsame Barriere für die Adaptation von Tieren stammender IAV im Menschen dar. Schweine scheinen in diesem Adaptationsprozess eine wichtige Rolle zu spielen, insbesondere in der Entstehung pandemischer IAV. Daher können Schwein-Influenzaviren (swIAV) ein direktes zoonotisches und, in der Folge, auch pandemisches Potenzial besitzen. Dennoch klaffen im Verständnis der Übertragungsdynamik von IAV zwischen Schwein und Mensch ganz erhebliche Wissenslücken. Wir und andere haben kürzlich gezeigt, dass seine diversifizierende Evolution von vier Linien der swIAV in Deutschland und Europa ein beständig anwachsendes Arsenal von swIAV Genotypen mit weitgehend unbekannten zoonotischen Potenzial hervorbringt. Antigenetisch unterscheiden sich diese swIAV massiv von den aktuellen saisonalen IAV des Menschen. Detaillierte funktionelle Analysen dieser Viren fehlen jedoch. Insgesamt scheint damit das Risiko neuerlicher Einbrüche antigenetisch veränderter und reassortierter swIAV in die menschliche Population gestiegen zu sein. Basierend auf einer sehr großen Sammlung aktueller swIAV Isolate aus Deutschland und Europa sowie langjähriger Exzellenz in der Analyse von IAV Adaptationsprozessen sollen im vorgelegten Projekt folgende Fragestellungen untersucht werden: (i) durchbrechen swIAV die menschliche MxA Barriere, (ii) besitzen swIAV Potential für eine Mensch-zu-Mensch Übertragung (Untersuchungen im Frettchenmodell), (iii) haben swIAV eine Präferenz für menschliche Sialinsäurerezeptoren, (iv) sind swIAV bereits an menschliche Zellen des respiratorischen Epithels angepasst, (v) sind swIAV sensitiv gegenüber einer durch humane saisonale Impfstoffe induzierten Immunität, (vi) werden swIAV bereits über die Schnittstelle Schwein-Mensch sporadisch übertragen? Insgesamt werden die Ergebnisse eine deutlich verbesserte und detailreichere Risikoabschätzung der zoonotischen Eigenschaften aktueller swIAV ermöglichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Martin Beer
 
 

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