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Die Nutzung vergleichender phylogeographischer und ökologischer Modellierungsmethoden zur Aufklärung von interagierenden evolutionären Prozessen in gegensätzlichen Kladen: das Beispiel der madagassischen Mausmakis (Microcebus) und Wollmakis (Avahi)
Antragstellerin
Professorin Dr. Ute Radespiel
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434513168
Die Identifizierung von Faktoren der Artbildung und derer relativen Bedeutung ist essentiell, um die die Diversifizierung und Verbreitung von Arten zu verstehen. Diese Faktoren reichen von großflächigen geomorphologischen Prozessen wie der Gebirgs- und Flussbildung bis hin zu kleinräumigen Mechanismen wie intraspezifischer ökologischer Plastizität, Habitatwahl oder Kolonisierungspotenzial. Obwohl die Artenvielfalt wahrscheinlich das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren ist, wurden sie bisher nur selten integrativ untersucht, da geeignete Modellarten und -regionen fehlen. Im noch laufenden DFG-Projekt haben wir Maus- und Wollmakis der Gattungen Microcebus und Avahi in einer Region im Nordosten Madagaskars untersucht und beprobt, die sich aus vielen Inter-Fluss-Systemen zusammensetzt. Beide Gattungen unterscheiden sich signifikant in ihrer Größe, Ökologie und ihrer Artenvielfalt und bilden daher ideale Modelle, um die Bedeutung und Wechselwirkungen verschiedener Faktoren der Artbildung zu untersuchen. In der laufenden Förderperiode bestimmen wir auf der Basis von geomorphologischen Rekonstruktionen von Flusseinzugsgebieten und einigen ersten RADseq-basierten Genomanalysen die Artendiversität und Verbreitung dieser nachtaktiven Lemuren in der Studienregion und bestimmen für ausgewählte Modellarten die Rolle von Flüssen, Höhenlage und paläoklimatischen Schwankungen auf die genetischen Strukturen. Die komplette Bearbeitung des Projekts wird jedoch aufgrund eines unvorhersehbaren, COVID-basierten Zeitverzugs von einem Jahr nicht innerhalb der ersten Förderperiode möglich sein. Daher brauchen wir diese einjährige Verlängerung, um die Interaktion von diesen Faktoren für alle Arten zu bestimmen und mit neuen Modellierungsergebnissen zur ökologischen Plastizität und zum zeitlichen Verlauf des Genflusses über die gesamte Studienregion zu integrieren, so dass dadurch eine umfassende Rekonstruktion der Diversifizierungprozesse für beide Gattungen möglich wird. Zusammen mit den vorherigen Ergebnissen werden diese Analysen ein umfassendes Bild von der Artbildung bei Lemuren in der Untersuchungsregion zeichnen und zeigen, wie diese jeweils durch das Zusammenspiel von extrinsischen und intrinsischen Faktoren bei den ökologisch unterschiedlichen Maus- und Wollmakis geprägt wurden. Darüber hinaus werden unsere Ergebnisse als Leitlinien für fundierte Naturschutzentscheidungen für lokale Interessensvertreter und politische Entscheidungsträger dienen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen