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"...et que mon livre porte à la foule future" Anna de Noailles – Autorin der Belle Époque und Akteurin der Moderne
Antragstellerin
Professorin Dr. Kirsten von Hagen
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434612659
Zu ihren Lebzeiten war Anna de Noailles (1876-1933) als erfolgreiche Schriftstellerin, als Literaturpolitikerin und Förderin der Künste und junger AutorInnen eine der meist beachteten Protagonistinnen des literarischen Feldes im Paris der Belle Époque. Da die Autorin mit griechisch-rumänischem Hintergrund von der Forschung bisher kaum wahrgenommen wurde, erschließt das Projekt erstmals systematisch Anna de Noailles besondere Leistung als Schriftstellerin der Belle Époque ebenso wie ihre Funktion als Akteurin einer literarischen Moderne. Untersucht werden soll, wie Anna de Noailles als Autorin und Akteurin in einem von Männern dominierten literarischen Feld Stellung bezieht und zentrale Impulse für die sich herausbildende literarische Moderne gibt: Indem sie zum einen die Philosophie, Ästhetik, Stoffe und Motive in idiosynkratischer Weise aus einer weiblichen Perspektive umformuliert und zum anderen als Salonière, Kritikerin und Förderin junger SchriftstellerInnen sowie durch ihr gesellschaftliches Engagement das Kräftefeld eines sich massiv wandelnden Pariser Literaturbetriebs konturiert und entscheidend mitprägt. Ein Hauptaugenmerk liegt auf ihren bisher kaum beachteten Romanen, Prosastücken und Autofiktionen, in denen eine weitere Dimension ihrer Sonderstellung deutlich zutage tritt. Aufgrund ihrer Herkunft wird Anna de Noailles zur exotischen Orientalin stilisiert – eine Rolle, die sie gezielt zu inszenieren verstand, wie auch zahlreiche Porträts der Zeit von Künstlern der Avantgarde verdeutlichen. Diese Rolle führte aber auch dazu, dass sie von der Literaturkritik mit stereotypen Urteilen über entgrenzende Sensualität, Irrationalität, mangelnde Moralität und bedrohliche Feminität verknüpft wird. Das Projekt beleuchtet ihre Identitäts- und Legitimierungskonflikte als französische Schriftstellerin mit Wurzeln aus einem diskursiv „orientalisierten“ Kulturraum.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen