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Auswirkungen von Gewalt und Misshandlung auf die Entwicklung und das Wohlergehen von Kindern: Experimentelle Ansätze zur Untersuchung der kausalen Folgen der Reduktion von Misshandlungen (Die EVIDENCE – Studien)
Antragsteller
Professor Dr. Tobias Hecker
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434967224
Kindesmisshandlung verursacht unmittelbar und oft anhaltende körperliche und psychische Schmerzen bei den betroffenen Kindern und wird mit einer Vielzahl von negativen kurz- und langfristigen Folgen in Verbindung gebracht, z.B. psychische Probleme oder schlechte akademische Leistungen. Oft werden diese Zusammenhänge als kausale Beziehung interpretiert, wobei Misshandlungen negative Entwicklungsverläufe verursachen. Tatsächlich basieren die meisten Befunde jedoch nur auf korrelativen Zusammenhängen, die eine solche Interpretation nicht zu lassen. Kausale Beziehungen können nur durch experimentelle Studien bestimmt werden. Solche Untersuchungen gibt es aber bisher bis auf wenige Ausnahmen nicht. In Deutschland kommt es überwiegend hinter "verschlossenen Türen" zu Misshandlungen, was es schwierig macht, die Auswirkungen experimentell zu untersuchen. Die hohe Prävalenz und die hohe gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt in der Erziehung in Subsahara-Afrika bieten jedoch eine ausgezeichnete Möglichkeit für experimentelle Manipulationen auf Grundlage von Interventionen zur Verringerung von Misshandlungen. Potenzielle Ergebnisse sind jedoch ebenfalls für Deutschland von großer Bedeutung, da die zugrundeliegenden Mechanismen möglicherweise die gleichen sind. Mit diesem Projekt werde ich die bisherige Forschung ergänzen, indem ich die Auswirkungen einer misshandlungs-reduzierenden Intervention im Kontext von Erziehungseinrichtungen in Subsahara-Afrika überprüfe. Um die Auswirkungen von Kindesmisshandlung zu untersuchen, sind die folgenden drei Schritte notwendig: 1. Die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Reduzierung von Misshandlungen muss getestet werden. 2. Es müssen Längsschnittstudien über die Auswirkungen von Misshandlungen durchgeführt werden, die die möglichen Auswirkungen zu mehr als einem Zeitpunkt erfassen und somit in der Lage sind, für andere Einflüsse zu kontrollieren. 3. Experimentelle Studien müssen durchgeführt werden, um kausale Zusammenhänge bestimmen zu können. Die vorgeschlagenen Studien zielen darauf ab, diese drei Schritte zu kombinieren: Experimentelle Feldstudien werden die Wirksamkeit einer misshandlungs-reduzierenden Intervention testen und die Auswirkungen der (reduzierten) Misshandlung auf die Allgemeinbevölkerung von Kindern über Erziehungseinrichtungen, Gesellschaften und Kulturen hinweg sowie in einer Hochrisikogruppe von Waisen untersuchen. Darüber hinaus wird sich das Projekt mit den Auswirkungen von Misshandlungen auf Vorschulkinder befassen. Neben der Bestimmung der Effektivität der Intervention ermöglichen die Studien die Überprüfung der zeitlichen Effekte von Misshandlungen auf Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch in Hochrisikostichproben. Zudem eröffnen sie Möglichkeiten, die kausalen Beziehungen zwischen Misshandlungen und verschiedenen Folgen zu prüfen, die vom Wohlbefinden bis hin zu sozialen und kognitiven Funktionen reichen.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen