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Der Epigrammatische Blick: Die italienische Wiederentdeckung der Anthologia Planudea und der Transformation der Kultur der Kunstbetrachtung in der Renaissance.
Antragstellerin
Dr. Diletta Gamberini
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435279030
In den letzten Jahrzehnten war ein kontinuierlich wachsendes, kritisches Interesse sowohl an den Schwesterkünsten Kunst und Dichtung der italienischen Renaissance zu beobachten, wie auch an der Vorbildrolle, die antike Textquellen für das Verständnis und den Umgang der Künstler dieser Zeit mit Bild und Text hatten. In diesem Kontext hat man dem Tatbestand besondere Aufmerksamkeit geschenkt, dass italienische Dichter der Frühen Neuzeit besonders empfänglich für die encomiastischen Topoi aus der Anthologia Planudea waren – einem Florilegium hellenischer und hellenistischer Epigramme, welches seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weite Verbreitung fand und eine Flut von Übersetzungen und Nachahmungen auf der italienischen Halbinsel auslöste. Die Relevanz dieser Gedichtsammlung für die Erklärung der Ikonografien vieler Renaissance-Kunstwerke fand ebenfalls einige Beachtung. Gleichwohl blieb die kunsthistorische Tragweite der Wiederentdeckung dieses Texts, als einzigartigem Zugang zur Wiederherstellung der Bildkultur der griechischen Antike, größtenteils unerforscht. Das hier vorschlagene Projekt macht es sich daher zum Ziel erstmals der zentralen Rolle der Planudea nachzugehen, die sie als Quelle für eine ganze Reihe bahnbrechender Methoden hatte, mittels derer italienische Gelehrte das Betrachten, Bewerten und Deuten von Bildern versprachlichten. Gleichzeitig soll die Studie herauszuarbeiten, welche Tiefe die Transformationen – bedingt durch die Aneignung der Anthologia – auf diskursiver Ebene erreichten und wie diese die spezifischen Herausforderungen der sich bildenden Kunstlandschaft spiegelten. Das Projekt wird seinen Fokus dabei auf ein breites Spektrum frühneuzeitlicher Texte über Kunst richten, die in den vielen kulturellen Zentren der italienischen Halbinsel entstanden und einen Zeitraum von etwa 150 Jahren, der Zeit der größten Popularität des Florilegium (um 1470–1610), überspannen. Mit einer stark interdisziplinär ausgerichteten Herausgehensweise soll die Analyse dieses Materials – darunter viele italienische und neulateinische, teilweise unveröffentlichte, Gedichte zu Werken von Künstlern wie Andrea Mantegna, Leonardo da Vinci, Vittore Carpaccio, Dosso Dossi und Baccio Bandinelli sowie Traktate wie De Sculptura (1504) von Pomponius Gauricus – nachvollziehbar machen, welche Schnittstellen es zwischen der Planudea und den neuen Modi der Produktion, Präsentation und Rezeption von Kunstwerken gibt. Dadurch wird das Projekt einen äußerst bedeutsamen – und größtenteils unerschlossenen – Aspekt des Austausches zwischen der literarischen und künstlerischen Kultur der italienischen Renaissance rekonstruieren, bei dem sich Worte und Bilder fließend und wechselseitig prägten und befruchteten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen