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Neurofeedback in children with attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) - a controlled multicenter study of a non-pharmacological treatment approach

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 43536504
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten kinderpsychiatrischen Störungen. Unter den nicht-medikamentösen Behandlungen hat sich Neurofeedback (NF; EEG-Biofeedback) als ein nicht-invasiver Behandlungsansatz hervorgetan. Das Ziel des NF-Trainings ist es, dass die Kinder lernen, ihr neurophysiologisches Profil an das von nichtbetroffenen Kindern anzugleichen, um darüber eine Verbesserung in Verhalten und Kognition zu erreichen. Trotz bereits vorliegender positiver Befunde zum Neurofeedback bei ADHS ist unklar, welchen Beitrag jeweils unspezifische Wirkungen (etwa die verhaltentherapeutischen Rahmenbedingungen) und spezifische Wirkungen der veränderten kortikalen Aktivität leisten. Ziel des Vorhabens war es, die Wirksamkeit von NF bei Kindern mit ADHS in einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studie im Vergleich zu einer unspezifischen peripheren Biofeedback-Behandlung (EMG; Muskelregulations-Training) mit identischem Set-Up zu untersuchen, um spezifische und unspezifische Effekte zu differenzieren. Nach 6 Monaten erfolgte eine Follow-up-Untersuchung. Insgesamt wurden 174 Patienten (durchschnittliches Alter 8,6 Jahre; 82 % Jungen; 43 % mediziert) in die Studie aufgenommen. Von diesen wurden 150 Patienten zu einer der beiden Behandlungsgruppen randomisiert. 111 Patienten nahmen an allen Studienvisiten teil. Die primäre Analyse zeigte eine signifikant größere Reduktion von ADHS-Symptomen durch NF gegenüber EMG im Elternurteil (NF -0.2987, 95% CI -0.4161 / -0.1813; EMG -0.1338, 95% CI -0.2594 / -0.0081; Unterschied zwischen den Behandlungen: 0.1649, 95% CI 0.023 / 0.301; p=0.023). Ein wichtiger Hinweis auf Spezifität der NF-Effekte ist die Demonstration erfolgreicher Selbstregulation auf elektrophysiologische Ebene ausschließlich in der NF-Gruppe in Verbindung mit der erheblichen Symptom-Verbesserung. Darüber hinaus weisen unsere Ergebnisse auch auf einen hohen Einfluss unspezifischer Variablen auf das Behandlungsergebnis hin. Im Lehrerurteil gab es keine überlegene Verbesserung von NF im Vergleich zu EMG. Explorative Within-Group-Analysen ergaben aber nur für NF Auswirkungen auf globale ADHS-Symptome, sowie auf Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Lehrer können als verblindete Rater angesehen werden, was die Validität der beobachteten Effekte unterstützt. Allerdings war die Powerberechnung unserer Studie nicht darauf angelegt, Unterschiede in Lehrerbewertungen zu erkennen. Verblindete Behandler bewerteten etwa 27 % der Kinder in beiden Gruppen als Responder. Die fast identischen Ansprechraten in beiden Gruppen unterstützen die Annahme bedeutsamer unspezifischer Wirkungen beider Behandlungen. Allerdings fehlen etwa 40% der Werte. Die vorliegende Studie stellt einen Schritt nach vorn dar bei der Beantwortung von Fragen zur Spezifität, Wirksamkeit und Durchführbarkeit von NF an der größten bisher im Rahmen einer Studie mit NF behandelten ADHS-Population mit hohem methodischen Anspruch, einer semi-aktiven Kontroll-Bedingung mit identischem Setting und einem konservativen statistischen Ansatz (Baselineobservation carried forward, BOCF). Haupteinschränkungen der vorliegenden Studie sind die fehlende Power in Bezug auf Lehrer-Bewertungen und die geringe Zahl von Bewertungen durch Kliniker. Ein weiterer Mangel könnte darin liegen, dass aus pragmatischen Gründen nur 25 Trainingseinheiten durchgeführt wurden. Mit mehr Sitzungen wäre möglicherweise die klinische Wirkung noch deutlicher und der Transfer in den Alltag nachhaltiger geworden. Noch ausstehende Analysen der elektrophysiologischen und neuropsychologischen Daten, der Trainingsverläufe (Vergleich von erfolgreichen und nicht erfolgreichen Teilnehmern) und der Ergebnisse aus den Nachuntersuchungen werden helfen, die Mechanismen hinter den beobachteten spezifischen und unspezifischen Effekte besser zu verstehen. Eine große Herausforderung für zukünftige Studien wird die Identifikation von Prädiktoren für Behandlungserfolg sein, um zu entscheiden, welche Patienten von NF besonders profitieren würden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Evaluation of neurofeedback in ADHD: the long and winding road. Biol Psychol. 2014 Jan;95:108-15
    Arns M, Heinrich H, Strehl U
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.biopsycho.2013.11.013)
  • (2014). Neurofeedback for ADHD: a review of current evidence. Child Adolesc Psychiatr Clin N Am. 2014 Oct;23(4):789-806
    Holtmann M, Sonuga-Barke E, Cortese S, Brandeis D
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.chc.2014.05.006)
  • (2014). Neurofeedback in children with attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) - a controlled multicenter study of a non-pharmacological treatment approach. BMC Pediatr. 2014 Aug 13;14:202
    Holtmann M, Pniewski B, Wachtlin D, Wörz S, Strehl U
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1186/1471-2431-14-202)
  • (2014). What learning theories can teach us in designing neurofeedback treatments. Front Hum Neurosci. 2014 Nov 6;8:894
    Strehl U
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fnhum.2014.00894)
  • (2015). Near-infrared spectroscopy (NIRS) neurofeedback as a treatment for children with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) - a pilot study. Front Hum Neurosci. 2015 Jan 7;8:1038
    Marx AM, Ehlis AC, Furdea A, Holtmann M, Banaschewski T, Brandeis D, Rothenberger A, Gevensleben H, Freitag CM, Fuchsenberger Y, Fallgatter AJ, Strehl U
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fnhum.2014.01038)
 
 

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