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Psychochemicals crossing the wall. Die Einführung der Psychopharmaka in der DDR, 1952-1989

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 43557046
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zu Beginn der 1950er-Jahre kamen in der westlichen Welt die ersten modernen Psychopharmaka auf den Markt. Den Neuroleptika (1954) folgten rasch die tricyclischen Antidepressiva (1961/62) und Benzodiazepine (Mitte 1960er). Diese neuen Substanzen läuteten eine massive Veränderung der therapeutischen Praxis ein. In der DDR waren die neuen Mittel jedoch aufgrund restriktiver Importbestimmungen und – zumindest im Fall der Benzodiazepine - ideologischer Bedenken zunächst nicht verfügbar. Die Voraussetzung für einen Import oder die nationale Eigenproduktion war ein positiver Bescheid zentraler, durch das Ministerium für Gesundheitswesen gelenkter Ausschüsse und Gremien. Lag dieser vor, wurde die Nachentwicklung der Substanzen vorangetrieben, da das Patentrecht der DDR auf dem Verfahrensschutz basiert. Die klinische Einführung und Anwendung wurde am Beispiel der Nervenklinik der Berliner Charité rekonstruiert. Hierbei kam ein mehrschrittiges Vorgehen zum Einsatz mit dem Ziel, erstens die ärztliche Praxis zu charakterisieren. Zweitens wurde die Auswirkung der Integration der neuen Wirkstoffe im Bezug auf die theoretische Konzeptualisierung psychiatrischer Krankheitsbilder untersucht. Schließlich wurde auch der Einfluss von DDR-Bürgern auf die Entscheidung zur nationalen Produktion dieser neuen Stoffe herausgearbeitet. Das Forschungsvorhaben war durch das von der Europäischen Science Foundation geförderte Netzwerkprogramm DRUGS international vernetzt, was sich auch auf die Verbreitung und Aufnahme der publizierten Forschungsergebnisse auswirkte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Psychopathology and Psychopharmacology: Standardisation from the bottom-up, using the example of neuroleptics (zusammen mit Volker Hess). In: Christian Bonah, Anne Rasmussen und Christophe Massutti: Harmonizing Drugs. Standards in 20th Century Pharmaceutical History, Paris, GLYPE, 2009, 255-278
    Viola Balz / Volker Hess
  • Psychopharmaka im Sozialismus. Arzneimittelregulierung in der Deutschen Demokratischen Republik in den 1960er Jahren. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 33 (2010), S. 382-400
    Ulrike Klöppel / Viola Balz
  • East-Side story: The standardisation of psychotropic drugs at the Charité Psychiatric Clinic, 1955–1970 In: Studies in History and Philosophy of Science part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences, 42 (2011), 453-466
    Viola Balz / Matthias Hoheisel
  • Von der Suchtdroge zum Therapeutikum. Medizinhistorisches Journal 47 (2012), 62-98
    Matthias Hoheisel
  • "Für einen Aktivisten wie mich muß es in einem sozialistischen Staat doch effektive Medikamente geben.“ In: NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin, 21 (2013), 245-271
    Viola Balz
  • "Wunschverordnung" oder objektiver "Bevölkerungsbedarf"? Zur Wahrnehmung des Tran-quilizer-Konsumenten in der DDR (1960 – 1970). NTM. International Journal of History and Ethics of Natural Sciences, Technology and Medicine 21 (2013), 213-244
    Matthias Hoheisel / Ulrike Klöppel
  • Beyond the therapeutic revolution: Psychopharmaceuticals Crossing the Berlin Wall. In: Psychiatry in Communist Europe. Basingstoke, Palgrave Macmillan 2015, S. 153-180. 19781137490919_09_cha08.indd
    Volker Hess
  • Wendung nach Innen. Sozialpsychiatrie, Gesundheitspolitik und Psychopharmaka in der Deutschen Demokratischen Republik, 1960-1989. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 63,4, 2016. S. 539–567
    Viola Balz / Ulrike Klöppel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/vfzg-2015-0033.)
 
 

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