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Die Evolution von Kooperation zwischen nicht verwandten Individuen: experimentelle Feldstudien in einem in Gruppen lebenden Vogel.
Antragsteller
Privatdozent Michael Griesser, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435683480
Kooperation ist für die Evolution von biologischer Komplexität von entscheidender Bedeutung, stellt jedoch die traditionelle Sicht natürlicher Selektion in Frage. Warum zeigen Individuen kostspielige Verhalten, die anderen einen Nutzen bringen? Kooperation zwischen nicht verwandten Individuen wird in der Regel der Reziprozität zugeschrieben, doch ist dieser Mechanismus nur selten empirisch dokumentiert. Diese Form von Kooperation ist anfällig für Betrug, da das begünstigte Individuum keine Gegenleistung erbringen kann. Gegenseitige Abhängigkeit könnte andauernde Kooperation erklären; sie entsteht, wenn Individuen zu gemeinsamen Ressourcen beitragen (Territorium, Schutz vor Raubtieren) und entsprechend wird ihre Fitness zunehmend gegenseitig voneinander abhängig. Dieser Mechanismus fördert soziale Beziehungen, und Primatenstudien unterstützen diese Idee, die jedoch bis jetzt nie experimentell getestet wurde. Die vorgeschlagene Studie benutzt einen integrativen Ansatz um die Treiber, Mechanismen und Konsequenzen gegenseitiger Abhängigkeit in einer Population von wilden Unglückshähern (F1-3), und im Allgemeinen anhand von vergleichenden Studien (F4) zu erörtern. Diese Vogelart lebt in stabilen Gruppen, die auch nicht verwandte Nichtbrüter beinhalten. Ich werde soziale Beziehungen zwischen nicht verwandten, gleichgeschlechtlichen Individuen untersuchen, da deren gegenseitige Abhängigkeit nicht von Verwandtschaftsselektion oder Paarungsmöglichkeiten beeinflusst wird. Das Projekt untersucht folgende vier Fragestellungen: F1) Fördert Gefahr Kooperation? Wir werden ein zuverlässiges Maß für die gegenseitige Abhängigkeit entwickeln, basierend auf sozialen Netzwerkanalysen. Wir testen mit Hilfe von Beobachtungen und Experimenten, ob ein hoher Raubfeinddruck und Konflikte mit Nachbargruppen den Nutzen von gegenseitiger Abhängigkeit erhöhen. F2) Was ist der hormonelle Mechanismus, der gegenseitige Abhängigkeit fördert? Wir werden den Spiegel relevanter Hormone (Mesotocin, Vasotocin) von Individuen messen, welche unterschiedlich starke soziale Beziehungen haben. Eine hormonelle Manipulation wird benutzt, um diesen Mechanismus experimentell zu bestätigen. F3) Was sind die kurz- und langfristigen Vorteile gegenseitiger Abhängigkeit? Wir beantworten diese Frage mit Hilfe der Experimente F1-2 und Langzeitdaten. Wir werden experimentell untersuchen, ob eine hohe gegenseitige Abhängigkeit in belastenden Situationen mit einem niedrigen Stresshormonspiegel verbunden sind, was die Lebenserwartung erhöht.F 4) Welche ökologischen und life-history Faktoren bestimmen die gegenseitige Abhängigkeit von Vögeln und Säugetieren im Allgemeinen? Wir beantworten diese Frage mit Hilfe von phylogenetischen vergleichenden Studien. Zudem testen wir die Idee, dass die Stärke der mütterlichen Fürsorge Kooperation begünstigt, wie dies bei Primaten gezeigt wurde.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen