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Archive als Kriegsbeute im Dreißigjährigen Krieg
Antragstellerin
Dr. Natalie Krentz
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436192905
Das Projekt erforscht die Plünderung und Beutenahme von Archiven im Dreißigjährigen Krieg und den darauffolgenden Transport von Archivgut durch ganz Europa. Mit der Aufarbeitung dieses bislang kaum bekannten Gegenstandes werden vier grundlegende Fragen verknüpft: Wie veränderten Beutenahme und Transport langfristig die Archive selbst und ihre Ordnung (1)? Wie wurden die geraubten Archivalien von den Kriegsparteien in Konflikten um die Herrschaft über eroberte Gebiete verwendet (2), aus welchen Gründen wurden sie in politischen Flugschriften publiziert (3) und welche Werte wurden ihnen als Handelsgüter und Sammlerstücke zugeschrieben (4)? Anhand dieser Fragen dient das Thema auch als ein Schlüssel zu den Praktiken des Archivgebrauchs und des Stellenwertes von Dokumenten im 17. Jahrhundert. Methodisch greift das Projekt dabei auf archivgeschichtliche Konzepte der „Archivkulturen“ zurück, verbunden mit sammlungs- und objektgeschichtlichen Ansätzen des Transportes von und der Wertzuschreibung an Güter. Eine Fortsetzung des Projektes um ein Jahr wird beantragt, da sich im Projektverlauf an drei Punkten notwendig erscheinende Erweiterungen ergeben haben. Die erste betrifft die Publikation der geraubten Akten in politischen Flugschriften. Aufgrund der pandemiebedingten Schließung der Archive zu Projektbeginn (September 2020) wurde die Bearbeitung dieses zunächst wenig umfangreich geplanten Kapitels vorgezogen, da es keine Archivrecherchen voraussetzte. Bei der ungeplant ausführlicheren Recherche wurde ein erheblich umfangreicherer Quellenbestand solcher Flugschriften gefunden, was deutlich macht, dass hier ein neues Genre politischer Publizistik entstand. Die Flugschriften wurden mit Blick auf die Funktion der geraubten Dokumente als Mittel der Beglaubigung untersucht. Ihre Untersuchung legte darüber hinaus eine Einordnung in die politische Theorie der Zeit mit Blick auf Fragen von Öffentlichkeit und Geheimhaltung politischen Wissens nahe. Eine zweite Erweiterung des Gegenstandes betrifft die Anzahl der recherchierten Fälle eroberter Archive. Während der Erstantrag aufgrund der Forschungslage hauptsächlich schwedische Fälle nennen konnte, wurden mit Beginn der Archivarbeit zahlreiche Fälle der Erbeutung von Archiven durch kaiserliche Truppen gefunden. Dies ermöglicht eine breitere und umfassende Untersuchung des Themas, die unterschiedliche Regionen, Kriegsphasen und Akteure sowie auch Typen von Archiven (fürstliche und bischöfliche, Adels- und Klosterarchive) einschließt. Eine dritte, kleinere Erweiterung des Gegenstands betrifft den schon im Erstantrag betonten Aspekt der Materialität, der durch Funde erhaltener Archiv- und Transportmöbel in den Magazinen zahlreicher Archive, die in die Analyse mit einbezogen werden, konkretisiert werden konnte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen