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Sprachverarbeitung und Lernen: Sprachliche und kognitive Verarbeitungsprozesse im Spracherwerb.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Holger Hopp, seit 6/2020; Professorin Dr. Sarah Schimke
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436221639
 
Das Projekt erforscht die Rolle der linguistischen und kognitiven Verarbeitung (kognitive Kontrolle) im Spracherwerb.Wir untersuchen W-Fragen und Relativsätze im Deutschen und Englischen. Beide Strukturen werden relativ spät erworben und stellen besondere Anforderungen an die Verarbeitung, da sie die Inhibierung und Reanalyse einer initialen syntaktischen Analyse und die Unterdrückung eines möglichen Einflusses der Erstsprache (L1) erfordern. Die erfolgreiche Verarbeitung ist wesentlicher Einflussfaktor für den Erwerb, denn nur, wenn eine Struktur erfolgreich verarbeitet wird, wird das entsprechende grammatische Wissen aktiviert und gefestigt. Theoretische Ansätze zum Spracherwerb unterscheiden sich in der Gewichtung verschiedener Einflussfaktoren auf Sprachverarbeitung und -erwerb. Das Projekt hat das Ziel, den Einfluss von drei zentralen Faktoren auf die L2 Satzverarbeitung zu untersuchen und voneinander abzugrenzen: die Erfahrung mit der Verarbeitung äquivalenter Strukturen in der L1, die Erfahrung mit der Verarbeitung ähnlicher Strukturen in der L2, sowie sprachunabhängige kognitive Kontrollfähigkeiten.In der ersten Phase des Projekts wird eine Querschnittstudie mit 11-13 Jahre alten deutschsprachigen Schüler/innen, die Englisch als Fremdsprache erlernen, durchgeführt. Es werden Korrelationen zwischen Verarbeitung und Interpretation von W-Fragen im Deutschen, Verarbeitung und Interpretation von W-Fragen und Relativsätzen im Englischen, sowie mit kognitiven Kontrollfertigkeiten erhoben.In einer zweiten Projektphase werden die kausalen Zusammenhänge, die den in Phase I beobachteten Korrelationen mutmaßlich zugrunde liegen, direkt untersucht. Dazu ist eine Studie zum impliziten Lernen mittels eines Prä-/Post-Test-Designs geplant. Implizites Lernen wird systematisch induziert, indem den Teilnehmenden komplexe Sätze präsentiert werden, die entweder auf eine Stroop-Aufgabe oder auf Subjekt oder Objekt W-Fragen oder Relativsätze folgen. Die Vorhersage ist, dass die Teilnehmenden immer dann, wenn sie gerade einen inkongruenten Stroop-Durchgang oder kontextuell eindeutige komplexe Strukturen erfolgreich verarbeitet haben, auch im folgenden Durchgang eine ambige komplexe Struktur erfolgreicher verarbeiten (kurzfristige Lerneffekte). Außerdem überprüfen wir, ob sich kurzfristige Effekte auch in einer verbesserten Antwortkorrektheit im Posttest niederschlagen, und ob eine Generalisierung des Lerneffekts auf die jeweils andere grammatische Struktur erfolgt, d.h. ob und wie Verarbeitung zu (längerfristigem) Spracherwerb führt.Insgesamt werden in diesem Projekt die Beziehungen zwischen Verarbeitungsprozessen und Grammatikerwerb geklärt und somit die Rollen von Sprachverarbeitung und allgemeiner kognitiver Verarbeitung bestimmt und in aktuelle Modelle des Spracherwerbs eingeordnet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Greg Poarch, Ph.D., bis 5/2020
 
 

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