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Schlafwandeln. Widerspenstiges Wissen zu einem liminalen Zustand (Fortsetzungsantrag zu Schlafwissen. Zur Wissensgenerierung in Schlaflabor und Sleeptracking)

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436267559
 
Das Projekt "Schlafwandeln" stellt eine Fortsetzung der Studie "Schlafwissen. Zur Wissensgenerierung in Schlaflabor und Sleeptracking“"(01/2020-12/2023) dar. Die als Kooperation von Soziologie und Zeitgeschichte angelegte Analyse untersucht am Beispiel des Schlafs, wie Wissen in unterschiedlichen Kontexten für Experten und/oder Laien Geltung erlangt. Das laufende Projekt verzahnt drei Teilstudien: (a) eine zeithistorische Analyse, (b) eine Ethnographie des Schlaflabors sowie (c) eine Untersuchung von Sleep Tracking und schlafbezogenem Social-Media-Austausch. Die eng aufeinander abgestimmten Teilprojekte analysieren, durch welche Praktiken, Technologien, Mess- und Darstellungsverfahren bestimmten Formen des Schlafwissens Geltung zugeschrieben wird. Dabei hat sich jeweils die Quantifizierung und Visualisierung des Schlafwissens als höchstrelevant erwiesen: Sowohl im historischen sowie zeitgenössischen Schlaflabor als auch in den Praktiken des Sleeptrackings wird mittels der zahlenförmigen Herstellung und graphischen Darstellung von Wissen dessen Kontingenz reduziert und sukzessiv das jeweilige Schlafproblem als (medizinisches) Phänomen vereindeutigt. Es sind somit primär die biomedizinischen Formen des gerätetechnisch produzierten Schlafwissens, die Geltung erlangen. Zugleich weist die institutionalisierte Laborwissenschaft jedoch Ungewissheiten und Leerstellen auf, die sich insbesondere auf Probleme wie Durchschlaf- und Aufwachstörungen, das Restless-Leg-Syndrom oder das Schlafwandeln beziehen - das heißt, auf liminale Phänomene zwischen Wachen und Schlafen, Aktivität und Passivität, die im Labor weit weniger Beachtung finden und auch schwerer zu behandeln und abzurechnen sind als beispielsweise die Schlafapnoe. An dieser Stelle setzt der vorliegende Fortsetzungsantrag an und nimmt das liminale Phänomen des Schlafwandelns in den Blick, um die bisherigen Erkenntnisse zur Herstellung geltenden Schlafwissens gegen den Strich zu bürsten. Das Schlafwandeln entzieht sich weitgehend der medizinischen Operationalisierung und weist hinsichtlich der wissenschaftlich-technischen Vermessung sowie experimentellen Gestaltbarkeit eine gewisse Widerspenstigkeit auf. So fragen wir am Beispiel des Schlafwandelns, wie, von wem und in welchen Arenen Wissen generiert wird, wenn ein zentrales Bezugssystem der Wissensgesellschaft - die (Natur-)Wissenschaft - offen seine Grenzen dokumentiert. Im Fortsetzungsprojekt streben wir im Kontext der etablierten Teilprojekte eine a) zeithistorische Analyse von Gerichtsprozessen gegen Schlafwandelnde, b) eine ethnographische Studie zu Untersuchungen des Schlafwandelns im Labor und c) eine Online-Ethnographie des Schlafwandelns an. Jeweils gehen wir davon aus, dass sich das Schlafwandeln besonders gut eignet, um Ungewissheiten des Schlafwissens zu untersuchen sowie den Geltungsanspruch alternativer Wissensordnungen aufzuzeigen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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