Europa im Krieg. Vom Leben unter deutscher Besatzung 1939-1945
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Mittelpunkt meines Buchprojektes „Europa im Zweiten Krieg, Alltagsleben unter deutscher Besatzung“, für das ein Verlagsvertrag mit dem C.H.Beck Verlag vorliegt, stehen die Alltagserfahrungen, die Menschen zwischen Nordnorwegen und den griechischen Mittelmeerinseln sowie der französischen Atlantikküste und Regionen tief im Inneren der besetzten Sowjetunion machten. Neben Verfolgungen, Demütigungen, Verschleppungen, Diskriminierungen prägten Angst, Hunger und vielfältige Sorgen um das eigene Überleben und das Wohlergehen der Nächsten das Erleben. Diesen Erfahrungen geht die Monographie in einer systematischen Gliederung nach. Es war trotz verschiedener Corona-Pandemie-bedingter Beeinträchtiungen möglich, wesentliche Fortschritte, dem Inhalt und Umfang nach, zu realisieren. Dazu gehört etwa, dass entgegen eines in seinen Anfängen der zeitgenössischen politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen entstammenden Leitbegriffs der „Kollaboration“ und entgegen der spezifischen Vorstellungen über die Funktionsweisen von einheimischen Verwaltungen der mittleren und unteren Ebene gezeigt werden konnte, in welch starkem Maße diese seitens der Besatzer als Transmissionsriemen von Besatzungsauflagen genutzt wurden, dass aber zugleich dadurch Konflikte, die im Kern als Konflikte zwischen „Besatzern“ und „Besetzten“ (bzw. zwischen je spezifischen Gruppen von ihnen) anzusehen sind, zu Konflikten innerhalb der besetzten Gesellschaften wurden. Festgehalten werden darf auch, dass das Themenfeld „Alltag unter deutscher Besatzung“ über die engere fachwissenschaftliche community hinaus bereits vor Abschluss der Arbeiten und Erscheinen der Monographie auch eine breitere Öffentlichkeit erreicht. Dies zeigt etwa das (realisierte) Angebot der Körber‐Stiftung zum Einsprechen eines Podcasts „Das europäische Erbe der NS‐Besatzungsherrschaft“ (https://www.koerber‐stiftung.de/koerber‐history‐forum/podcasts) wie auch die in Vorbereitung befindliche Vortrags‐ und Diskussionsreihe zur Besatzungsgeschichte, die 2021 gemeinsam mit der Topographie des Terrors und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas (beide Berlin) durchgeführt wird. Nicht zuletzt fanden im Herbst 2020 bereits publizierte Positionen ihren Widerhall in der Bundestagsdebatte zum Gedenken an Besatzungsverbrechen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Tatjana Tönsmeyer: Europäische Erfahrungen mit deutscher Besatzung; in: ZfG 9/2020, S. 735‐746 (Themenheft: Deutsche Besatzungsherrschaft im Vernichtungskrieg 1939‐1945)
Tatjana Tönsmeyer