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Die Entwicklung von Politikräumen in Mehrparteiensystemen

Antragstellerin Dr. Anna-Sophie Kurella
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436624663
 
In den letzten Jahren konnten mehr und mehr rechte Parteien Wahlerfolge in verschiedenen europäischen Ländern verbuchen. Dieser Trend wird von einer steigenden Betonung politischer Themen wie der europäischen Integration und Einwanderung in den Wahlkämpfen begleitet. Ist der Bedeutungsgewinn insbesondere von Einwanderung als politische Streitfrage auf ein taktisches Manöver rechter Parteien zurück zu führen? Rücken sie das Thema stärker in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung, weil sie von einer Verschiebung des Stimmenwettbewerbs hin zu kulturellen Themen profitieren? Das Forschungsprojekt wird Situationen untersuchen, in denen es zu einer Umstrukturierung des Politikraums in europäischen Mehrparteiensystemen kam und dabei den Themenspielraum rechter Parteien untersuchen. Die Analysen sollen dazu beitragen, unser Verständnis von themenbezogenem politischem Wettbewerb zu vertiefen.Die Frage, wann und warum Parteien erfolgreich damit sind, bestimmte Themen stärker zu betonen, oder gar neue Themen zu politisieren, wurde bisher vorwiegend im US amerikanischen Zwei-Parteien-System untersucht. Das Aufkommen neuer Themen im Wahlkampf wird hier zumeist auf strategische Anreize des Herausforderers zurückgeführt. Er kann die Amtsinhaberin besiegen, wenn es ihm gelingt, den Politikraum durch eine neue Dimension so umzustrukturieren, dass er eine Mehrheitsposition erhält. In Mehrparteiensystemen ist die Wettbewerbssituation jedoch komplexer. So verhindern beispielsweise prospektive Koalitionsaussichten den Handlungsspielraum: Positionswechsel sind mit hohen Kosten verbunden, da sie die zukünftige Koalitionsfähigkeit einschränken könnten. Gleichzeitig sind die Kosten eines Wettbewerbseintritts für neue Parteien niedrig. Wir wissen noch wenig darüber, wie diese Faktoren die Entwicklung von Politikräumen in Mehrparteiensystemen beeinflussen. Das Projekt soll an dieser Lücke ansetzen. Es soll dabei in zweierlei Hinsicht zum aktuellen Wissensstand beitragen: Erstens soll ein theoretischer Beitrag geleistet werden. Dies geschieht durch die Formulierung eines Wettbewerbsmodells, welches sowohl Positionswechsel als auch Themenbetonung als Handlungsoptionen der Parteien beinhaltet. Zweitens wird ein empirischer Beitrag geleistet, indem die beobachtbaren Implikationen des Modells mit empirischen Daten überprüft werden. Der konkrete empirische Untersuchungsgegenstand ist das anfangs beschriebene Phänomen des Erstarkens von Einwanderung als politischer Streitfrage in verschiedenen europäischen Ländern. Das formale Wettbewerbsmodell soll auf empirische Umfragedaten angewendet werden, um die Anreize zur Themen Priorisierung auf Seiten der Parteien im Zeitverlauf aufzudecken. Eine Analyse von Pressemitteilungen der Parteien soll die gefundenen Anreize und Mechanismen empirisch validieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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