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Individuierung von Eventualitäten und Abstrakta

Antragstellerin Professorin Dr. Hana Filip
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436992780
 
Der Hauptfokus dieses Projekts sind abstrakte Nomina („thought“, „satisfaction“) und verbale Prädikate („cross (the Rhine)“, „sleep“). Obwohl beide in Numeralkonstruktionen verwendet werden können, unterscheiden sie sich von konkreten Nomina darin, wie Entitäten, die sie denotieren, identifiziert/individuiert werden. Raumzeitliche Abschnitte dienen als Hauptfaktor für die Individuierung von physischen Objekten, die mit konkreten Nomina bezeichnet werden. Die Identifizierung/Individuierung von Eventualitäten, die verbale Prädikate beschreiben, hängt jedoch konzeptionell von bestimmten Parametern der Eventualitäten ab, wie etwa den physikalischen Eigenschaften ihrer Teilnehmer, ihrer zeitlichen Ausdehnung, Lokalisierung (inspiriert von Strawson 1959, Davidson 1969, Krifka 1989, unter anderen). Das Verhältnis von abstrakten Nomina zu raumzeitlichen Abschnitten ist mysteriös und angesichts der Tatsache, daß die Klasse der abstrakten Nomina sehr heterogen ist, scheint es ein schwer fassbares Ziel zu sein, ein übergreifendes Merkmal zu identifizieren, das genau das motiviert, was ein zählbares oder unzählbares abstraktes Nomen ausmacht. Unser Projekt beruht auf einer formalen (kompositionalen) mereotopologischen Theorie, die von Filip und Sutton entwickelt wurde und sich auf den Unterschied zwischen konkreten Massen- und Zählnomina konzentrierte. Die Leitidee für das vorliegende Projekt ist, daß das, was für die Zwecke des Zählens in der Denotation von Verbalprädikaten und abstrakten Nomina als ‚eine zählbare Einheit‘ betrachtet wird, auf der Verankerung ihrer Denotata an Parametern von (episodischen und statischen) Eventualitäten beruht, z. B. an zeitlicher Ausdehnung und Teilnehmern, die mit Hilfe von mereotopologischen Eigenschaften (wie ‚disjointness‘, Gequantelheit, Granularität) charakterisiert werden. Dies setzt voraus, daß unsere kompositionale Semantik mit lexikalisch-semantischen Repräsentationen eingereichert wird, die ,Perspektiven‘ darauf spezifieren, was in einem gegebenen Kontext als ‚eine zählbare Einheit‘ angesehen wird, modulo allgemeines Weltwissen. Zusätzliche Einschränkungen ergeben sich aus der Syntax-Semantik-Schnittstelle, die auch von sprachspezifischen grammatikalischen Eigenschaften bestimmt werden. Ein innovatives Ergebnis, unter anderen, soll die Verknüpfung der Individuierungskriterien von Verbalprädikaten und abstrakten Nomina mit den Kernprinzipien der Individuierung konkreter Nomina sein, was bisher noch nicht systematisch untersucht wurde, so weit es uns bekannt ist. Fast alle Theorien der Massen- und Zählnomina beruhen auf konkreten Nomina, da die Analyse von abstrakten Nomina größtenteils als zu schwierig angesehen wird. Unsere Hauptfrage ist: Ist eine einheitliche kategorienübergreifende Analyse der Zählbarkeit durchführbar, und wenn ja, welche semantische Theorie unterstützt sie am besten? Die Antwort sollte letztendlich unser Verständnis der zentralen Rolle des Zählens und Messens in der Kognition fördern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kanada, USA
 
 

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