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Neurobiologische Grundlagen behavioraler Defizite bei Patienten nach einem Kraniopharyngeom im Kindes- und Jugendalter und einer Schädigung des Hypothalamus

Antragstellerin Dr. Jale Özyurt
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437138353
 
Umschriebene Läsionen des Hypothalamus sind bei Menschen sehr rar und Kenntnisse über ihre Folgen für kognitive, emotionale und sozial-kognitive Funktionen stammen zumeist aus Läsionsstudien mit Tieren sowie wenigen Einzelfallstudien mit Menschen. In diesen Studien wurden zumeist die Effekte einer Schädigung der Mammillarkörper (im posterioren Hypothalamus) auf Lern- und Gedächtnisfähigkeiten untersucht. Über die Rolle des anterioren Hypothalamus für menschliches Verhalten ist kaum etwas bekannt.Fortschritte in Bildgebungstechniken und neu entwickelte Parzellierungs- und Klassifikationsmethoden ermöglichen nun eine bessere Identifizierung und Zuordnung von Läsionen im Hypothalamus. Zudem gibt es viele Hinweise darauf, dass Kraniopharyngeome, seltene Hirntumore die häufig den Hypothalamus involvieren, ein gutes Modell für hypothalamische Läsionseffekte darstellen. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, ob sich bei Patienten mit einem Kraniopharyngeom des Kindes- und Jugendalters eine Läsion des vorderen bzw. hinteren Hypothalamus unterschiedlich auf kognitive, sozial-emotionale und sozial-kognitive Leistungen auswirkt. Wir möchten außerdem der Frage nachgehen, ob unterschiedliche Läsionsorte unterschiedliche Effekte auf die Struktur und Funktion hypothalamisch-limbischer Netzwerke haben. Die Rekrutierung der Patienten erfolgt aus der Patientenkohorte, die im Deutschen Kraniopharyngeom-Register registriert ist und zum Zeitpunkt der Untersuchung ein Alter von mindestens 14 Jahren aufweist (n=513). Auf der Grundlage unserer Kenntnisse über hypothalamische Konnektivität gehen wir davon aus, dass Läsionen der Mammillarkörper im posterioren Hypothalamus mit Einschränkungen im episodischen Gedächtnis und möglichen Veränderungen im posterioren limbischen Netzwerk einhergehen (Hippocampus, anteriorer Thalamus, posteriorer cingulärer Cortex). Für Läsionen des anterioren Hypothalamus nehmen wir an, dass sie mit Defiziten in sozial-emotionalen und sozial-kognitiven Funktionen assoziiert sind sowie mit Veränderungen im anterioren limbischen Netzwerk (Amygdala, anteriorer cingulärer und orbitofrontaler Cortex). Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse dieser Studie einen Beitrag zum Verständnis der Rolle des Hypothalamus und seiner Netzwerke für menschliches Verhalten und Erleben liefern. Für die Klinik können die Ergebnisse wertvolle Informationen zu Risikoprofilen von Kraniopharyngeom-Patienten bereitstellen, die langfristig für eine individualisierte Behandlungsplanung genutzt werden können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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