Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Grammatik der Experiencer-Objekt-Verben: theoretische, computerlinguistische und experimentelle Zugänge zur reflexiven Bindung im Deutschen

Antragsteller Professor Dr. Tibor Kiss
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437144413
 
Die Zulässigkeit von Reflexiva im Stimulus-Argument von Experiencer-Objekt-Verben (EO-Verben) mit Bezug auf das Experiencer-Argument wird seit über 30 Jahren diskutiert, weil hier ja scheinbar ein Objekt ein Reflexivum im Subjekt bindet.Gesicherte Evidenz für dieses Muster findet sich für viele Sprachen, allerdings nicht für das Deutsche, das sich somit als Prüfstein für sprachvergleichende Theorien der Reflexivierung anbietet. Bislang liegen allerdings kaum Arbeiten vor, die die theoretischen Implikationen der Zulässigkeit bzw. Unzulässigkeit des Musters ausleuchten – und diese sind empirisch nicht ausreichend abgesichert. Die vorrangigen Ziele des vorliegende Vorhabens bestehen daher darin, die Datenlage im Deutschen zu klären und auf dieser geklärten Datenlage ein Modell der reflexiven Bindung in den Stimulus von EO-Verben für das Deutsche zu entwickeln. Die Erreichung dieser Ziele setzt die Auseinandersetzung mit Phänomenbereichen voraus, die bislang isoliert betrachtet wurden. So berücksichtigen Analysen zur Reflexivierung die Wortstellungsmuster ebenso wenig wie umgekehrt. Dies gilt auch für die Frage der Einbeziehung der Verbsemantik und alternative Realisationsformen der Verben. Vor diesem Hintergrund werden die bislang vorliegenden disparaten theoretischen Analysen zusammengeführt. Die Verben werden einer korpusbasierten Klassifikation unterzogen, in der insbesondere alternative Realisationsformen und Mehrdeutigkeiten der Aktionsart im Vordergrund stehen. Noch problematischer ist das Konzept des 'repräsentationellen Nomens', das seit 50 Jahren als Bezeichnung einer Klasse in der Forschungsliteratur verwendet wird, ohne dass eine Definition vorliegt. Mit computerlinguistischen und korpuslinguistischen Verfahren sollen die Nomina daher im vorliegenden Vorhaben auf einer formalen Basis identifiziert werden, wobei sowohl der Vergleich zu konkurrierenden Mustern als auch mögliche Selektionsrestriktionen der Verben berücksichtigt werden. Mit diesen Analysen können nicht nur die beiden wesentlichen Säulen der Konstruktion (EO- Verb, 'repräsentationelles Nomen') auf eine solide empirische Basis gestellt werden, die Analysen bilden zugleich die Voraussetzung für drei experimentelle Studien, die die Abfolge der Argumente der EO-Verben, die mögliche Reflexivierung im Stimulus-Argument der EO-Verben und potentielle Blockaden belebter Stimuli betreffen. Ein experimenteller Zugang bietet sich hier insbesondere deswegen an, weil das Phänomen im Kreuzungsbereich mehrerer Fragestellungen liegt und es extrem unwahrscheinlich ist, die notwendigen grammatischen Bedingungen in Korpora vorzufinden. Das Ergebnis des Vorhabens ist ein empirisch abgesichertes Modell der Reflexivierung im Stimulus von EO-Verben im Deutschen. Die Linguistik wäre somit in der Lage, die Frage zu beantworten, ob solche reflexiven Muster im Deutschen zulässig sind – und insbesondere auch die Frage zu adressieren, was daraus für eine allgemeine Theorie der reflexiven Bindung folgt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung