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Hirnkorrelate kontextabhängiger Sprachverarbeitung
Antragstellerin
Dr. Susanne Dietrich
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437393617
Die Interpretation eines Sprachsignals hängt nicht nur von den syntaktischen und semantischen Eigenschaften der Sprache ab, sondern auch von pragmatischen Umständen, etwa dem Kontext, in welchem das Sprachsignal geäußert wird. Im Rahmen der Projektarbeit wollen wir die Verarbeitung kontextabhängiger Sprache innerhalb von Diskursstrukturen untersuchen und die funktionelle Bedeutung der an kontextuellen Verstehensprozessen beteiligten Gehirnstrukturen näher aufklären. Wir wollen das kontextabhängige Sprachverstehen am Beispiel von Präsuppositionen (PSP) untersuchen. PSP sind kontextuelle Informationen, die nicht explizit in einem Satz erwähnt werden, sondern durch bestimmte sprachliche Signale, sogenannte PSP-Auslöser, vermittelt werden. PSP-Auslöser kann zum Beispiel der bestimmte Artikel sein, der einen Bezug zu einem im Kontext erwähnten Protagonisten herstellt. Die PSP-Auslöser vermeiden Redundanzen im Diskurs. Sie weisen den Rezipienten auf Inhalte eines gemeinsam angenommenen "Wissensraum" hin. Dieser kann einerseits durch unmittelbar vorausgehende, sprachlich geäußerte Satzinhalte gegeben sein oder andererseits in pragmatisch vermittelten Annahmen, wie etwa Annahmen über den Wissenshintergrund eines Rezipienten oder Sprechereigenschaften wie den kulturellen Hintergrund. In den geplanten Experimenten wird eine inadäquate Verwendung des PSP-Auslösers genutzt, um das Diskursverständnis zu stören. Diese Störung des Diskursverständnisses kann sich in verschiedenen kognitiven Prozessen niederschlagen: (1) dem Referenzprozesse zur Erstellung des Bezugs zwischen PSP-Auslöser und Kontextinformation, (2) einem Evaluationsprozesse zur Überprüfung der Interpretierbarkeit und (3) möglicherweise einem Reparaturprozess. Auf der Basis einer ersten bildgebenden Studie haben wir ein Modell der neuroanatomischen Korrelate dieser verschiedenen Diskursverarbeitungsprozesse vorgeschlagen. Das Anliegen des Projektes besteht in einer Überprüfung des Modells. Insbesondere möchten wir untersuchen, welche Gehirnstrukturen beteiligt sind, wenn semantisches oder pragmatisches Wissen genutzt wird, um einen Diskurs zu interpretieren, wenn Kontextinformation fehlt, pragmatische Verletzungen entdeckt werden oder die Diskursstruktur re-interpretiert wird. In einer ersten Phase des Projektes soll Testmaterial entwickelt und mittels Lesezeitstudien validiert werden. In einer zweiten Phase sollen zwei bildgebende Studien (fMRT) durchgeführt werden, um die kontext-relevanten Sprachareale zu lokalisieren. In einer dritten Phase soll eines der beteiligten Areale mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) auf seine funktionelle Relevanz bzgl. möglicher Reparaturprozesse hin überprüft werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Bettina Rolke