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Aufbau einer funktionsfähigen Finanzverwaltung (FISCAP)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Nadja Dwenger; Professorin Dr. Julia Fleischer; Professorin Dr. Anna Gumpert
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437561281
Wie lässt sich eine funktionsfähige Finanzverwaltung aufbauen? Diese ist entscheidend für die Fähigkeit eines Staates, seine Aufgaben zu erfüllen. Dennoch ist kaum erforscht, wie sich eine effiziente Finanzverwaltung in Staaten aufbauen lässt, in denen sie fehlt.Das Projekt „Aufbau einer funktionsfähigen Finanzverwaltung“ (FISCAP) verbessert unser Verständnis solcher Aufbauprozesse. Hierzu untersucht das Projekt erstmals empirisch die verschiedenen Strategien, die ergriffen wurden, um die Finanzverwaltung in den ostdeutschen Bundesländern in den 1990er Jahren aufzubauen. Dazu ist Fachkompetenz aus den Bereichen Finanzwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Organisationsökonomik erforderlich; im Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen aus allen drei Bereichen eng zusammen.Das Projekt ist in vier Arbeitspakete unterteilt. Im ersten Paket erstellen wir einen einzigartigen Datensatz. In Vorarbeiten haben wir detaillierte Informationen zur Verwaltungshilfe zusammengetragen, die westdeutsche Finanzämter nach der Wiedervereinigung für Finanzämter in Ostdeutschland geleistet haben. Die Hilfe umfasste Schulungen ostdeutscher Beschäftigter, Abordnungen von westdeutschen Finanzbeamten und Versetzungen. Zudem haben wir Indikatoren für die Leistungsfähigkeit der Finanzämter zusammengestellt. Die Daten werden im Projekt digitalisiert und um neue, im Projekt zu erarbeitende, Maße für die Organisationsstrukturen der Finanzämter ergänzt. Der Datensatz wird nach Projektende für andere Forschungsprojekte zur Verfügung stehen.Im zweiten Arbeitspaket untersuchen wir, wie effektiv die verschiedenen Maßnahmen zum Aufbau der Finanzverwaltung beitragen. Verwaltungshilfe wird gemeinhin genau auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten und ist daher endogen. Wir nutzen die Wiedervereinigung als einzigartigen historischen Kontext zur empirischen Identifikation: den ostdeutschen Bundesländern wurden westdeutsche Partnerländer zugeordnet; die geleistete Verwaltungshilfe hing von deren Finanzlage und Personalstärke ab und war exogen. Dies erlaubt uns, erstmals einen kausalen Zusammenhang auf Ebene der Finanzämter zu identifizieren und zu ermitteln, welche Strategien besonders für den Aufbau einer Finanzverwaltung geeignet sind.Im dritten Arbeitspaket untersuchen wir, wie sich eine bessere Finanzverwaltung auf die Entwicklung der lokalen Wirtschaft und auf das Vertrauen der BürgerInnen in ihre Finanzverwaltung auswirkt. Unsere Untersuchung nutzt erstmals Regionaldaten und ergänzt bestehende Ländervergleiche.Schließlich nutzen wir unsere Daten für Untersuchungen zur Organisationsstruktur der Finanzverwaltung. Zum einen dokumentieren wir, wie administrative Praktiken durch die Verwaltungshilfe zwischen West- und Ostdeutschland diffundierten. Zum anderen hat die geleistete Verwaltungshilfe die Personalsituation in Westdeutschland verändert; damit können wir erstmals Hypothesen zur unter Anreizgesichtspunkten optimalen Organisationsstruktur eines Finanzamts untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen