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Effekte von Leerlaufphasen auf arbeitsbezogene Ergebnisse: Die Rolle von Arbeitsbedingungen und Handlungsregulationsstrategien

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437707385
 
Die Arbeitswelt verändert sich hin zu mehr Wissens-, Service- und Emotionsarbeit. Die mit dieser Arbeit verbundenen Anforderungen hängen erwiesenermaßen mit Gesundheit und Wohlbefinden von Angestellten zusammen. Dass sich die arbeits- und organisationspsychologische Forschung vermehrt auf Zeitdruck, zunehmende Arbeitsbelastungen und Burnout konzentriert, scheint daher naheliegend. Interessanterweise hat sich bisher jedoch kaum Forschung mit Situationen beschäftigt, in denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu wenig oder gar nichts zu tun haben, ein Phänomen, das als Leerlaufzeit („idle time“) bezeichnet wird. Leerlaufzeiten bei der Arbeit sind Phasen unfreiwilliger Stillstandzeit, in denen arbeitsbezogene Aufgaben nicht ausgeführt werden können. Das übergeordnete Ziel dieses beantragten Forschungsprojektes besteht darin, die Auslöser und Folgen von Leerlaufzeiten zu verstehen. Ebenso sollen Arbeitsbedingungen und Regulationsstrategien, durch die diese Prozesse beeinflusst werden, betrachtet werden. Basierend auf der Handlungsregulationstheorie, dem Job Demands-Resources Model und der Affective-Events-Theorie wurde ein konzeptionelles Modell für die Prozesse rund um Leerlaufzeiten entwickelt. Dieses Modell beantwortet drei wichtige Forschungsfragen. Erstens: Welche Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Leerlaufzeiten? Zweitens: Wie wirkt sich das Erleben von Leerlaufzeiten auf arbeitsbezogene Outcomes, wie z. B. Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit und Leistung, aus? Drittens: Wie können diese Prozesse beeinflusst werden? Mittels sechs Hypothesengruppen sollen die Auslöser, Folgen, sowie Regulationsstrategien zur Vermeidung bzw. zum Umgang mit Leerlaufzeiten getestet werden. Die Untersuchung des Modells und der Hypothesen soll in drei unabhängigen Studiendesigns realisiert werden, welche von einer Doktorandin oder einem Doktoranden geleitet werden. Die erste Studie umfasst eine Tagebuchstudie, die Leerlaufzeiten im Feld zweimal täglich über einen Zeitraum von drei Arbeitswochen untersuchen soll. Studie 2 wird aus drei konsekutiven experimentellen Laborstudien bestehen, in denen Prädiktoren und Strategien manipuliert werden, um Auswirkungen auf arbeitsbezogene Outcomes detaillierter zu verstehen. Um die Vorteile von Experimental- und Feldstudien zu kombinieren, wird die dritte Studie eine Interventionsstudie mit einer Warte-Kontrollgruppe sein. Mitarbeitende aus der Verwaltung werden über Leerlaufzeiten informiert und erhalten ein Training zur Nutzung verschiedener Regulationsstrategien zum Umgang mit Leerlaufzeiten. Insgesamt kann dieses Forschungsprogramm wesentlich zu innovativer Theorie, Forschung und evidenzbasierter Praxis im Bereich des arbeitsbezogenen Wohlbefindens beitragen. Dabei fokussiert sich dieses Projekt auf neue Herausforderungen der Arbeits- und Organisationspsychologie unter Berücksichtigung der sich verändernden Arbeitswelt und der Fertigkeiten der Arbeitnehmer.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
Kooperationspartnerin Dr. Antje Schmitt
 
 

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