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Speed-Accuracy Tradeoffs in stichprobenbasierten Urteilen und Entscheidungen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437923996
 
Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist die Untersuchung von Speed-Accuracy-Tradeoffs in stichprobenbasierten Entscheidungen. Mit zunehmender Information über zwei Optionen steigt die Genauigkeit der Entscheidung, zwangsläufig aber sinkt die Entscheidungsgeschwindigkeit. Der Tradeoff ergibt sich daraus, dass die Zeit, die benötigt wird, um Informationsstichproben zu vergrößern und die Genauigkeit zu erhöhen, auch für die Steigerung der Gesamtanzahl von getroffenen Entscheidungen verwendet werden könnte. Solchen Tradeoffs wurde in der bisherigen Forschung wenig Beachtung geschenkt, obwohl sie in vielen Lebensbereichen allgegenwärtig sind.In unseren vorläufigen Studien haben wir eine Aufgabe entwickelt, die es Teilnehmern erlaubt, die Informationsmenge vor einer Entscheidung selbst zu bestimmen. In jedem Durchgang einer sequenziellen Aufgabe entscheiden Teilnehmer zwischen zwei Investment-Fonds, deren bisherige Gewinne und Verluste an n zufällig ausgewählten Tagen durch zwei binomiale Stichproben gargestellt werden. Für jede richtige Entscheidung gewinnen und für jede falsche verlieren Teilnehmer eine Payoff-Einheit. Da die Gesamtauszahlung durch das Produkt der mittleren Genauigkeit und der Gesamtzahl der Entscheidungen bestimmt ist, müssen Teilnehmer sowohl genau als auch schnell sein.Da die Gesamtzahl der Entscheidungen bei steigendem n schneller abfällt als die Genauigkeit zunimmt, ist eine Übergewichtung der Genauigkeit (Accuracy Bias) theoretisch vorhersehbar. Die große Mehrheit der Teilnehmer sammelte zu viel Information, ein Vielfaches der Optimalanzahl (Oversampling). Drei Parallelexperimente mit Studenten der Psychologie und Ökonomie sowie mit depressiven Patienten stützen diesen Befund.Dieses Oversampling blieb trotz diverser Manipulationen bestehen (Feedback, Stichprobengrenze, Schwierigkeit, Payoff), welche die Überlegenheit schneller Strategien verdeutlichen sollten. Diese Befunde deuten auf ein offensichtliches metakognitives Defizit hin. Das Ziel des hier vorgestellten Vorhabens ist, dieses Phänomen genauer zu analysieren. Zuerst wollen wir die vorläufigen Ergebnisse in einer neuen Domäne replizieren, die unabhängig ist von der kulturellen Bedeutung verantwortlicher Geldanlage. Zweitens sollen Computersimulationen die optimalen Strategien für verschiedene Stichprobenverfahren und Abbruchregeln aufzeigen. In einem dritten Schritt werden verschiedene Interventionen eingesetzt, die den Teilnehmern die Gelegenheit geben zu erkennen, dass Geschwindigkeit relativ zur Genauigkeit stärker gewichtet werden muss. Abschließend soll eine mechanistische Erklärung auf der Grundlage von Christopher Hsee’s Konzept der evaluability getestet werden. Demnach kann der Accuracy Bias vermindert oder gar eliminiert werden, wenn das Präsentationsformat zu verändert wird, dass Informationskosten ebenso leicht bewertet werden können als die Payoffs für korrekte Entscheidungen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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