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Stephan Schütze: Komiktheorie. Edition von Versuch einer Theorie des Komischen (1817) und weiterer kleinerer komiktheoretischer Schriften.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437953144
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Schriftsteller, Kunsttheoretiker und Publizist Stephan Schütze (1771-1839) hat ab den 1810er Jahren eine Reihe von Schriften zu einer Theorie des Komischen vorgelegt, für die im Projekt eine kritische Studienausgabe erarbeitet und publiziert wurde, um so die Grundlage für eine Wiederentdeckung von Schützes Komiktheorie zu legen. Diese eröffnet für die komik- und ästhetiktheoretische ebenso wie für die kultur- und literaturwissenschaftliche Erforschung von Romantik, Realismus und Moderne weitreichende, neue Perspektiven. Im Zentrum von Schützes Komiktheorie steht das Widerspiel von Freiheit und Notwendigkeit, Subjekt und Objekt sowie die Energie des Lebens in ihrem Gegensatz zum Dinglichen und Toten. Damit kann seiner Theorie im Feld der Komiktheorien des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts eine singuläre Originalität zugesprochen werden. Schützes Schriften ermöglichen es, das Feld der Komiktheorien sowie der komischen Literatur nach 1800 neu zu kartieren. Darüber hinaus ergeben sich ausgehend von Schütze Anschlüsse der Komiktheorie aus dem Umfeld der Romantik zu späteren Ansätzen des Realismus und der Moderne, die das Komische mit Konzepten der sprichwörtlichen,Tücke des Objekts (FT. Vischer), eines Élan vital (H. Bergson) oder der exzentrischen Position des Menschen (H. Plessner) in Verbindung gebracht haben. Über die Komiktheorie hinaus spielte Schütze im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts eine wichtige kulturpolitische Rolle als Herausgeber und Publizist in Weimar. Im Zentrum der Edition steht die Monographie Versuch einer Theorie des Komischen (1817). Ediert werden ebenfalls drei kleinere komiktheoretische Aufsätze („Ueber das Komische", 1810; „Ueber das Verhältnis des Lächerlichen und des Komischen", 1834; Rezension zu FT. Vi- schers Ueber das Erhabene und Komische, 1838), um so Schützes Komiktheorie in ihrer Breite und Vielfalt der aktuellen komik-, ästhetik- und literaturtheoretischen Forschung zugänglich zu machen. Die Bereitschaft des Meiner Verlags, die Edition in der Reihe der Philosophischen Bibliothek herauszugeben, verdeutlicht deren Bedeutung. Die Philosophische Bibliothek des Meiner Verlages ist der ideale Ort, um Schützes Texte wieder in das Bewusstsein der Forschung zu heben. Mit der Einleitung und dem Kommentar sollen grundlegende Impulse für die weitere Erforschung von Schützes Schriften gegeben werden. Hierfür werden Schützes Texte in der Zeit um 1800 verortet, d.h. in Beziehung zur Komik- und Ästhetikheorie von Jean Paul, A.W. Schlegel, F. Schlegel, F.WJ. Schelling, K.W.F. Solger und G.W.F. Hegel u.a. gesetzt. Des Weiteren werden die Anschlüsse an die Materielle Kultur (z.B. Luxus, Mode), zeitgenössische Diskurse (z.B. Anthropologie, Recht) und die komische Literatur der Romantik (z.B. L. Tieck, C. Brentano, H. v. Kleist, E.T.A. Hoffmann) aufgezeigt, wie auch zu den Komiktheorien der deutschen und europäischen Auftlärung (J.G. Sulzer, J. Möser, I. Kant, K.F. Flögel, J. Beattie, F. Hutcheson) sowie zur Begriffsgeschichte des Komischen und verwandter Phänomene (z.B. das Lächerliche und der Humor). Darüber hinaus wird die Rezeption von Schützes Komiktheorie nachgezeichnet, denn auch wenn Schütze heute nahezu vergessen ist, gilt dies keineswegs für das gesamte 19. Jahrhundert. Im Gegenteil lassen sich hier wichtige Rezeptionsvorgänge beobachten, unter anderem bei Friedrich Theodor Vischer, dessen komiktheoretisches und literarisches Werk in den letzten Jahren intensiv erforscht wurde, ohne dass dabei die Nähe zu Schützes Theorie in den Blick geraten wäre - so verhandeln schon Schützes Texte die seit Vischer sprichwörtliche „Tücke des Objekts". Schließlich gibt die Einleitung einen Überblick über Schützes sonstie Publikationstätigkeiten als Berichterstatter über das Kulturleben in Weimar, als Herausgeber von Zeitschriften und Journalen sowie als Autor literarischer Texte. In Hinsicht auf diesen letzten Punkt wurde für die Edition ein Gesamtverzeichnis von Schützes Schriften erstellt, das online zugänglich ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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