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Zukunft leben oder überleben? Zukunftslaboratorien als Möglichkeitsräume für ein gutes Leben jenseits der Gegenwartsgesellschaft

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438183803
 
Das Projekt zu Zukunftslaboratorien widmet sich aktuellen Diskursen und den damit verbundenen Praktiken der „Zukunftsexploration“ (Reckwitz 2016) und untersucht anhand zweier exemplarischer Felder in Deutschland, wie zivilgesellschaftliche Akteure alternative Zukünfte für ein gutes Leben jenseits der Gegenwartsgesellschaft und in Opposition zu staatlichen und ökonomischen Strukturen Das Projekt verschränkt zwei ethnographischen Fallstudien und greift Desiderat auf, nicht nur Zukunftsvorstellungen, sondern auch „Zukunftspraktiken“ (Reckwitz 2016) empirisch zu erforschen. Hintergrund des Projekts ist die zunehmende Erosion politischer und gesellschaftlicher Zugehörigkeiten und die Fragmentierung gesamtgesellschaftlicher Zukunftsentwürfe. Das Projekt situiert Zukunftslaboratorien in diesem Kontext und versteht das Konzept als heuristisches Instrument, das im Projektverlauf auf einer konzeptuellen Ebene weiterentwickelt wird. Fallstudie I „Auf der Suche nach dem guten Leben: Praktiken der Zukunftsexploration auf Utopie-Festivals“ untersucht, wie im populärkulturellen Format des Festivals Entwürfe für ein gutes Leben performativ und diskursiv ausgehandelt und erprobt werden. Hier setzen sich Akteure kritisch mit ökonomischen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart auseinander, stellen dabei auch neue Formen des sozialen Miteinanders zur Disposition, ohne eine politische Agenda zu formulieren. Fallstudie II „Die Zukunft überleben: Krisenimagination und Vorsorge im Kontext der Prepper-Bewegung“ analysiert dagegen Zukunftspraktiken von sogenannten Preppern, einer losen Bewegung, deren Anhänger*innen sich intensiv auf unterschiedliche Krisenszenarien mit apokalyptischen Zukunftsvorstellungen vorbereiten und dabei politischen Formationen und staatlichen Infrastrukturen ihre Funktionstüchtigkeit absprechen. Beide Fallstudien sind komplementär, da sie das eine Mal eine dystopisch-apokalyptische Zukunftsvorstellung anleitet und das andere Mal eine positiv gewendete utopische. Nur in einer vergleichenden Analyse können die strukturellen Grundlagen und Gemeinsamkeiten beider Felder offengelegt und die daraus abgeleiteten Handlungsmöglichkeiten verstanden werden. Die vergleichende Analyse beider Phänomene orientiert sich an übergeordneten Fragestellungen: Wie imaginieren und in welchen Formaten und sozialen Kontexten erproben Akteure Visionen für ein gutes Leben jenseits der Gegenwartsgesellschaft? Wie verhandeln die sich dabei konstituierenden Zukunftslaboratorien diskursiv und performativ aktuelle Problemlagen und wie generieren sie Potenziale zur Kontingenzbewältigung? Das Projekt trägt erstens zu einem empirisch gesättigten Verständnis von Zukunftsentwürfen jenseits der Gegenwartsgesellschaft und damit in emergenten Strukturen bei. Zweitens leistet das Projekt einen Beitrag zu in kulturwissenschaftlichen Disziplinen und in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern derzeit intensiv geführten Debatten um Formen des guten Lebens.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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