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Der Effekt einer forcierten oralen Glucoseaufnahme auf das Alkoholcraving und die mesolimbische Reizreaktivität bei Alkoholabhängigkeit
Antragstellerin
Dr. Anne Koopmann
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438291497
Alkoholcraving ist der wichtigste Auslöser für Rückfälle bei alkoholabhängigen Patienten. Assoziationsstudien der letzten Jahre konnten zeigen, dass es Assoziationen zwischen den apptitregulierenden Peptiden Ghrelin, Leptin, sowie Insulin und Alkoholcraving gibt. Aus präklinischen Studien ist ebenso bekannt, dass diese Peptide spezifische Rezeptoren auf den dopaminergen Neuronen des mesolimbischen Belohnungssystems haben. Daraus kann die Hypothese abgeleitet werden, dass die Beeinflussung des Alkoholverlangens über die Effekte dieser Hormone auf die mesolimbischen, dopaminergen Neurone gesteuert wird. Dies macht diese Peptide zu interessanten Angriffspunkten bei der Entwicklung neuer Akutmaßnahmen zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit. Im Rahmen dieser Studie soll in einer randomisierten klinischen Studie im cross-over Design getestet werden, ob eine forcierte orale Glucoseaufnahme (80 g Glucose gelöst in 200 ml Wasser in 10 min) bei den alkoholabhängigen Patienten nach einer Exposition mit dem alkoholischen Lieblingsgetränk des jeweiligen Patienten -durchgeführt in einem Bar-Lab- zu einer Veränderung der Plasmaspiegel von acetyliertem und Gesamtghrelins sowie Insulin führt und ob diese Veränderungen mit einer Reduktion des subjektiven Cravings assoziiert sind. Außerdem soll geprüft werden, ob diese Intervention bei den alkoholabhängigen Patienten zu einer Veränderung der mesolimbischen Reizreaktivität (gemessen in der funktionellen Magnetresonanztomografie fMRT) führt, bei Konfrontation mit alkoholassoziierten Reizen und ob es einen Zusammenhang zwischen den Veränderungen der Plasmaspiegel der appetitregulierenden Peptide und der Veränderung der mesolimbischen Reizreaktivität gibt. Die Kontrollbedingung beinhaltet die Durchführung des gleichen Experiments nach Gabe eines Placebos mit dem äquivalenten Süßegrad, welches zu keinen Veränderungen des Blutzuckerspiegels der Patienten führt (Natriumcyclamat 1,5 g gelöst in 200 ml). Das Studienprojekt dient dazu die Interaktion von Ghrelin und Insulin mit dem mesolimbischen dopaminergen System aufzuklären und basierend darauf bestehende verhaltenstherapeutische Gruppenkonzepte zur Rückfallprävention.weiterzuentwickeln z.B. durch Integration des Trainings der forcierten Glucoseaufnahme als akute Anticraving-Strategie. Darüber hinaus dient sie in Kombination mit den Ergebnissen aus früheren Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe dazu, bestimmte phänotypische Merkmale zu identifizieren, die voraussagen können, welche der zur Verfügung stehenden Anticraving-Maßnahmen bei einem bestimmten Patienten wirksam sind und welche nicht. Dieses Studienprojekt dient somit der Weiterentwicklung einer individualisierten Therapie in der Rückfallprävention bei Alkoholabhängigkeit, wodurch zum einen die individuelle Krankheitsprognose der betroffenen Patienten verbessert wird, zum anderen aber auch die Behandlungskosten reduziert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen