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Tun oder Nicht Tun: Grundlagen Affordanzbasierter Entscheidungsleistungen

Antragstellerin Dr. Jennifer Randerath
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438470816
 
Ob eine bestimmte alltägliche Situation zur Durchführung einer Handlung auffordert, hängt von der Wahrnehmung der Handlungsbefähigung und der gegebenen Umweltbedingungen ab (Affordanzwahrnehmung = Wahrnehmung des Aufforderungscharakters). Bin ich schnell genug, um sicher vor dem herannahenden Auto über die breite Straße zu kommen? Wir postulieren, dass damit verbundene Entscheidungsprozesse (affordanzbasierte Entscheidungen, AE), einerseits durch die Affordanzwahrnehmung informiert und aktiviert werden und andererseits bedeutsam von Vorerfahrung und dem erwarteten Handlungsergebnis beeinflusst werden. Bei manchen Aufgaben tendieren wir zu eher liberalen Überschätzungen und in anderen zu eher konservativen Unterschätzungen zu dem, was möglich ist. Fehlentscheidungen durch zu konservative oder liberale Antworttendenzen oder aufgrund einer defizitären perzeptuellen Sensitivität bei der Unterscheidung von möglichen und unmöglichen Handlungen (z.B. nach Schlaganfall) können zu prekären Situationen führen. Um mögliche Ansätze zu generieren, die solche Entscheidungen optimal modulieren und trainieren, müssen modulierende Faktoren zunächst herausgestellt und evaluiert werden. Ausgehend von zugrundeliegenden dynamischen und interaktiven Wahrnehmungs-Handlungs-Prozessen, wird für die Leithypothesen ein Modell als theoretische Grundlage genutzt, das vereinfacht Schwerpunkte von ideomotorischen Elementen (ergebnisorientierte Handlungsplanung) und sensomotorischen Elementen (reizorientierte Wahrnehmung) bei AE-Leistungen gegenüberstellt und handlungsbezogene Aufmerksamkeitsprozesse als zentral lenkend einordnet. Studienübergreifend werden AE-Leistungen v.a. durch Signal-Detection Maße beschrieben und perzeptuelle Leistungen v.a. durch Kontrollaufgaben evaluiert. In Studie A testen wir die Veränderbarkeit von Entscheidungen mittels der Manipulation von Objektwertigkeit (ergebnisorientierte Handlungsplanung) und den Einfluss von unmittelbarer Vorerfahrungen mit Stimuli (reizorientierte Wahrnehmungsprozesse). In Studie B wird die Veränderbarkeit von AE-Leistungen mittels Training und die Modulierbarkeit der Trainingseffekte durch bewegungsgesteuerte Aufmerksamkeitsprozesse (EnACTment) untersucht, wenn Stimuli nicht real sondern nur virtuell präsentiert werden. Studie C elaboriert veränderte AE-Leistungen nach Hirnschädigungen durch einen Schlaganfall. Diese Studie beleuchtet mögliche Zusammenhänge von beeinträchtigten AE-Leistungen mit neuropsychologischen Profilen sowie, ob sich aus Störungsschwerpunkten in linkslateralisierten Handlungs- versus rechtslateralisierten Wahrnehmungsnetzwerken unterschiedliche Trainingseffekte vorhersagen lassen. Durch unsere neuen Untersuchungen zur Modulation von AE sollen dringend notwendige Fortschritte für die Entwicklung von Diagnostikansätzen sowie Trainings zur Verbesserung von AE-Leistungen angestoßen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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