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Ritual, Ästhetik und Handschrift: Gemeinschaftliches Dichten im gegenwärtigen Japan

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439377723
 
Die japanische Kettendichtung (renga), eine Form gemeinschaftlicher Dichtkunst, entsteht in einem rituellen Setting, bei dem mehrere Teilnehmer abwechselnd Strophen verfassen und so im Ergebnis ein längeres Gedicht als Gemeinschaftswerk hervorbringen. Die Niederschrift der Verse ist bereits Teil des rituellen Entstehungsprozesses, überdies werden nach dessen Abschluss oftmals weitere Abschriften angefertigt, die zum Teil als Votivgabe (hônô) an einem Schrein oder Tempel dargebracht werden. Renga wurde in Japan mehr als ein halbes Jahrhundert lang praktiziert. Die Modernisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts führte – bis auf vermutlich eine Ausnahme – zu einem Abbruch der Tradition. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden Erneuerungsbewegungen, als deren Ergebnis gegenwärtig wieder im ganzen Land renga-Zirkel abgehalten werden. Dieses Phänomen ist, ebenso wie die schriftlichen Artefakte, die aus den Zusammenkünften hervorgehen, wissenschaftlich noch gänzlich unerschlossen. Ziel des Teilprojektes ist es daher, diese transparent gemachte “invented tradition”, die Praktiken und Selbstpositionierung gegenüber den literarischen, materiellen und performativen Aspekten der Tradition sowie insbesondere die Rolle der schriftlichen Artefakte in diesem Prozess zu erschließen. Dies erscheint besonders vielversprechend, insofern im gegenwärtigen renga nicht nur eine Diversifizierung der Manuskriptformate, sondern auch eine Koexistenz traditioneller handschriftlicher Aufzeichnungsverfahren mit modernen Kommunikationsmedien zu beobachten ist. Das Projekt fragt nach den jeweiligen Funktionen handschriftlicher, gedruckter und digitaler Erzeugnisse und leistet damit auch einen Beitrag zum Verständnis der Persistenz der Handschrift in einer modernen Gesellschaft.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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