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Fotografie und katholische Frömmigkeitskultur in Italien, 1861-1915
Antragsteller
Dr. Moritz Lampe
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Religionswissenschaft und Judaistik
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439411386
Mit der Einführung der Fotografie kam es um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem nachhaltigen Wandel der katholischen Frömmigkeitskultur in Italien, als Abbildungen von Heiligen, Kultbildern oder Wallfahrtsorten erstmals als technisch-apparative Bilder verfügbar wurden. Das Forschungsprojekt untersucht, welche Funktionen diese Fotografien für die katholische Identitätskonstruktion besaßen und zielt auf eine differenzierende Darstellung der religiösen, politischen und kulturellen Verhältnisse, die dieser medienhistorischen Sattelzeit eigneten. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Untersuchungskomplexe. Zum einen soll untersucht werden, welche Fotoateliers auf diesem Gebiet operierten und welche ökonomischen und ästhetischen Strategien diese bei der Auswahl, Inszenierung und Vermarktung ihrer Fotografien verfolgten. Zum anderen soll dargestellt werden, wie die katholische Bildertheologie dem neuen Medium in der theoretischen Reflexion begegnete und Fotografien für die funktionale Modernisierung der Kirche fruchtbar machte. Darüber hinaus soll durch eine bislang noch nicht geleistete Auswertung römischer Bildarchive und anhand mehrerer Fallbeispiele exemplarisch nachgezeichnet werden, auf welche Art religiös konnotierte Fotografien als Gegenstand religiöser, sozialer und ökonomischer Austauschbeziehungen in rituelle Handlungen eingebunden waren. Methodisch wird dabei ein erweiterter Fotografiebegriff angewendet, der fotografische Bilder nicht auf ihre visuellen Eigenschaften reduziert, sondern sie als haptisch und sensorisch erfahrbare Objekte mit einer jeweils individuellen Materialität, Biografie und agency konzeptualisiert. Der zeitliche Rahmen des Projekts, das sich als Beitrag zur Bild- und Sozialgeschichte der Moderne versteht und interdisziplinär an den Schnittstellen von Bildwissenschaft, Kulturanthropologie und Religionswissenschaften verortet ist, wird von der Gründung des modernen italienischen Nationalstaats 1861 und dessen Eintritt in den Ersten Weltkrieg 1915 gebildet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen