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Überprüfung der Validität indirekter Befragungen

Antragsteller Dr. Adrian Hoffmann
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439602023
 
Die Validität von Selbstauskünften ist gefährdet, wenn Fragen zu sensiblen Merkmalen unehrlich beantwortet werden. Um die Bereitschaft zu ehrlichen Antworten zu erhöhen und die Validität von Umfrageergebnissen zu steigern, garantieren indirekte Befragungstechniken die Vertraulichkeit der Antworten auf sensible Fragen durch eine Zufallsverschlüsselung. Die Befunde jüngster Validierungsstudien mit experimentell induzierten Außenkriterien legen allerdings den Verdacht nahe, dass es dabei zu Falsch-Positiven und dadurch zu einer Überschätzung der Prävalenz sozial unerwünschter Merkmale kommen kann. Die Falsch-Negativ-Rate fiel zwar meist geringer aus als bei einer direkten Befragung, überschritt die Zielgröße von 0% jedoch wiederholt. Unterschätzungen der Prävalenz sensibler Merkmale können demnach in indirekten Befragungen ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Mögliche Ursachen für Mängel in der Spezifität und Sensitivität indirekter Befragungstechniken sind bislang nicht ausreichend verstanden. Das zentrale Ziel des beantragten Projekts besteht deshalb darin, diese Ursachen experimentell zu untersuchen. Dazu soll empirisch geklärt werden, ob und in welchem Umfang nicht instruktionskonformes beziehungsweise zufälliges Antwortverhalten (Exp. 1) sowie die Formulierung der sensiblen Aussage (Exp. 2) die Validität indirekter Befragungen beeinflussen. Darüber hinaus soll zur kritischen Überprüfung einer notwendigen Bedingung für valide Prävalenzschätzungen erstmals untersucht werden, ob indirekte Fragen überhaupt eine zeitlich stabile Messung zeitlich unveränderlicher Merkmale erlauben (Exp. 3). Vor dem Hintergrund empirisch gestützter Zweifel am Erfolg der bisher ausschließlich verwendeten textbasierten Instruktionen soll außerdem ein neues, videogestütztes Instruktionsformat entwickelt und validiert werden, das Befunde zur multimedialen Wissensvermittlung aufgreift, um die Aufmerksamkeit, das Verständnis und die Motivation der Umfrageteilnehmer zu verbessern (Exp. 4). In allen Untersuchungen soll die Bildung der Befragten als potentieller Moderator untersucht werden, um die Anwendbarkeit indirekter Befragungstechniken in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Die Ergebnisse der geplanten Untersuchungen werden für viele Forschungsfelder relevant sein, in denen Umfragen zur Prävalenz sozial (un-)erwünschter Merkmale durchgeführt werden. Geklärt werden soll die Frage, ob und welche Gefahren die Validität und damit die Anwendbarkeit zufallsverschlüsselter Umfragetechniken bedrohen, und ob diese durch geeignete Maßnahmen beherrschbar sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Jochen Musch
 
 

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