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‚Im Schatten der Autonomie‘: Dezentralisierung, kommunale Entscheider*innen und lokale Kontexte in Ghana und Ruanda

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439734012
 
Dezentralisierte Verwaltung in Subsahara-Afrika sollte, wie überall, auf lokale Bedürfnisse reagieren, Korruption bekämpfen und sicherstellen, dass lokale Amtsträger zur Verantwortung gezogen werden können. Die Voraussetzung dafür ist eine hinreichende Autonomie der gewählten Amtsträger*innen über lokale Belange tatsächlich entscheiden zu können. Dies impliziert, dass Gemeinderatsmitglieder und Bürgermeister*innen Verantwortung für wichtige Entscheidungen bezüglich effektiver Dienstleistungserbringung und im Kampf gegen Armut übernehmen. Die gängige Fokussierung der aktuellen Forschung auf formale Regelungen und deren politische Kontrolle (lokale Verwaltungsstrukturen, Effizienz und Rechenschaftspflichten) übersieht die lokalen Kontextbedingungen, die alltägliche Entscheidungsprozesse erheblich beeinflussen. Bisherige Forschung hat die alltäglichen Prozesse innerhalb der Gemeinderäte und um sie herum ebenso vernachlässigt wie die dort aktiven Akteure. Zudem werden die Anreize für Gemeinderäte, sich für dieses Amt zur Wahl zu stellen, weitgehend ignoriert. Schließlich bleiben Beziehungen zwischen lokalen Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltungen weitgehend unberücksichtigt. Dies ist höchst überraschend, denn die Dezentralisierungsreformen zielen ja gerade darauf ab, semi- und informelle Entscheidungsprozesse einzuschränken, hinter denen häufig Korruption vermutet wird. Aufbauend auf einer vorbereitenden Studie zu Ghana verfolgen wir das Ziel, diese Forschungslücke mit einer vergleichenden Studie zu Ghana und Ruanda zu füllen. Wir gehen davon aus, dass alltägliche Dezentralisierung von den verschiedenen Beziehungen zwischen dem Zentralstaat, seinen lokalen Repräsentant*innen, den kommunalen Entscheidungsträger*innen (Gemeinderät*innen) und dem lokalen Kontext bestimmt werden. Wir verfolgen zwei wesentliche Ziele: Erstens analysieren wir die Logik der Akteure, die sich um ein kommunales Amt bewerben. Zweitens untersuchen wir, wie Gemeinderäte ihre politischen Rollen und Netzwerke nutzen, um Entscheidungen in ihren lokalen Kontexten zu beeinflussen und wie die Gemeinderäte selbst dabei lokale Machtstrukturen berücksichtigen. Wir interessieren uns dabei auch für die persönliche Motivation der Gemeinderäte, sich für ein solches Amt zu bewerben, und für ihren tatsächlichen Einfluss auf lokale Entscheidungen. Dies beinhaltet die Bewertung kommunaler Dienstleistungen aus der lokalen Perspektive. Wir gehen davon aus, dass nur die Kontextualisierung der Dezentralisierung den notwendigen Zugriff bietet, Dezentralisierungsprozesse zu verstehen und darauf aufbauend auch effektiv zu planen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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