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Ordnung und Aura höfischer Dinge: die Dresdner Kunstkammer des 16. und 17. Jahrhunderts als Ort politischer Interaktion, dynastischer Memoria und fürstlicher Wissenspraxis

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 440653566
 
Mit der unter Kurfürst August im späten 16. Jahrhundert begründeten, von seinem Sohn Christian I. erstmals systematisierten und unter Johann Georg I. im 17. Jahrhundert bedeutend erweiterten Dresdner Kunstkammer stellt das Projekt einen höfischen Sammlungstyp und Sammlungsort in den Mittelpunkt der Untersuchung, der wie kein anderer geeignet ist, in konzentrierter Form einerseits die materielle wie zeichenhafte Bedeutung von Dingen im Kontext höfischer kultureller Praktiken aufzuzeigen und andererseits die mit dem Austausch, Transfer und Arrangement der Dinge verbundenen dynamischen Prozesse zu analysieren. Zu diesen gehörten in besonderer Weise die mittels der Dinge zwischen ihren fürstlichen Besitzern und den höfischen wie außerhöfischen Rezipienten ablaufenden Interaktionen anlässlich von gegenseitigen Besuchen bzw. vermittelt über Gesandtschaften oder durch brieflichen Austausch. In der Folge wurden die Kunstkammer und ihre Dinge innerhalb des Dresdner Residenzschlosses gezielt zu einem zentralen Ort der politisch-dynastischen Interaktion und Gedächtnispflege sowie der Demonstration herrschaftlicher Souveränität ausgestaltet, deren Kategorien und Systematiken sowie deren räumliche Disposition eine genauere Untersuchung verdienen. Der Untersuchungszeitraum wird dabei bewusst auf die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts, d.h. die Regierungszeit von Kurfürst August bis Kurfürst Johann Georg III., begrenzt, da der Bestand der Dresdner Kunstkammer unter August dem Starken und seinem Sohn in verschiedene Spezialsammlungen aufgeteilt und damit der ursprüngliche, für das vorliegende Forschungsprojekt wesentliche Zusammenhang der verschiedenen Sammlungsgegenstände aufgelöst wurde.Die Geschichte der Dresdner Kunstkammer ist in den letzten Jahren durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden umfangreich erforscht worden. Trotz der sehr guten Vorarbeiten konnten im Rahmen der bislang geleisteten Grundlagenarbeit wesentliche Aspekte der inhaltlichen Struktur bzw. Anordnung der Dinge, ihrer Funktion und ihrer zeichenhaften Bedeutung noch nicht bzw. erst ansatzweise systematisch analysiert werden. Dies gilt vor allem für die materielle wie zeichenhafte Bedeutung von Dingen im Kontext höfischer kultureller Praktiken, die mit dem Austausch und Transfer der Dinge verbundenen Prozesse zwischenhöfischer, fürstlich-dynastischer Interaktion, die sich daraus erschließende politische Dimension der Kunstkammer und den in den Werkzeugen und Instrumenten sichtbaren Aspekt des praktisch tätigen Fürsten sowie die Frage nach der Bedeutung der außereuropäischen Sammlungsobjekte für die Systematisierung und Generierung von Wissen über entlegene Teile der damaligen Welt und schließlich den Anteil der Fürstinnen an der thematischen Ausrichtung der Kunstkammer und der Auswahl und Anordnung der Dinge. Zudem fehlt ein systematischer Vergleich mit anderen reichsfürstlichen oder kaiserlichen Kunstkammern (vor allem in Wien, Prag und München) des 16. und 17. Jahrhunderts.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Dirk Syndram
 
 

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