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Kontextsensitive Wahrnehmung bei risikobehafteter Entscheidungsfindung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 440656074
 
Die Idee der kontextsensitiven Wahrnehmung fußt auf der Überzeugung, dass die Bewertung einer gegebenen zur Wahl stehenden Alternative nicht nur von den Eigenschaften dieser Alternative selbst, sondern auch maßgeblich vom Entscheidungsumfeld (insbesondere den Eigenschaften der übrigen zur Wahl stehenden Alternativen) beeinflusst wird. Während kontextsensitive Theorien der risikobehafteten Entscheidungsfindung – insbesondere die Regrettheorie (Theorie des Bedauerns) – in den 1980er Jahren en vogue waren, ist das Interesse an diesen Theorien in den späten 1990er Jahren weitestgehend versiegt, da zwei kritische Fragen keine zufriedenstellende Beantwortung erfuhren. Zum einen wurde kein Konsens erreicht hinsichtlich der Frage, wie kontextsensitive Entscheidungstheorien, die Intransitivität von paarweisen Vergleichen zulassen, für Entscheidungen zwischen mehr als zwei zur Verfügung stehenden Alternativen formuliert werden sollen. Zum anderen konnten diese kontextsensitiven Entscheidungstheorien nicht mit der Beobachtung in Einklang gebracht werden, dass das in experimentellen Studien zu beobachtende Verhalten entscheidend durch die Darstellungsart des Entscheidungsproblems beeinflusst wird. Die erst kürzlich veröffentlichte Salienztheorie belebte das Interesse an kontextsensitiver Entscheidungsfindung unter Risiko schlagartig wieder, ohne jedoch diese zwei Fragen zu adressieren. Vor dem Hintergrund, dass die Salienztheorie für den Fall des paarweisen Vergleichs inzwischen als Spezialfall der Regrettheorie erkannt worden ist, stimmt dieses Versäumnis nachdenklich. Unser Ziel ist es dazu beizutragen, das Verständnis dafür zu fördern, wie kontextsensitive Entscheidungstheorien für Entscheidungen zwischen mehr als zwei Alternativen zu formulieren sind. Mit unserem Forschungsvorhaben planen wir (i) risikobehaftete Entscheidungsfindung bei mehr als zwei Alternativen systematisch im Rahmen kontrollierter Laborexperimente zu untersuchen; (ii) analytisch zu untersuchen, unter welchen Bedingungen die Vorhersagen verschiedener kontextsensitiver Theorien der risikobehafteten Entscheidungsfindung bei mehr als zwei Alternativen übereinstimmen bzw. divergieren; (iii) den der kontextsensitiven risikobehafteten Entscheidungsfindung zugrundeliegenden psychologischen Kanal zu identifizieren, was eine notwendige Voraussetzung für Wohlfahrtsanalyse darstellt; (iv) die Implikationen von kontextsensitiver risikobehafteter Entscheidungsfindung für Anreizgestaltung und Versicherungsentscheidungen bei mehr als zwei Alternativen zu erarbeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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