Meinungspolarisierung zu Fragen von Identitätspolitiken und Denationalisierung: Eine vergleichende Längsschnittstudie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts war es, Meinungspolarisierung zu neuen identitätspolitischen und kulturellen Themen (z. B. Einwanderung, Geschlechterrollen, Diversität, EU) in Europa zu untersuchen. Polarisierung wurde anhand marginaler Verteilungen von Antwortfrequenzen sowie durch Meinungsunterschiede zwischen soziostrukturellen Gruppen gemessen. Die Analyse basiert auf langfristigen Umfragedaten. Zentrale Befunde: Geringe Gesamtpolarisation und Stabilität über Zeit: In langfristigen Umfrageprojekten finden sich insgesamt nur geringe Hinweise auf Meinungspolarisierung, und es zeigen sich keine Zunahmen über die letzten Jahrzehnte. Bimodale Verteilungen in der Gesamtbevölkerung sind selten. Diese Ergebnisse stimmen mit anderen Studien überein. Berufsklassen: Unterschiede ohne klare Lagerbildung: Mittelwerte der Meinungen unterscheiden sich zwar nach Berufsklassen, doch die Arbeiterklasse ist intern gespalten, insbesondere bei Fragen zu Einwanderung und EU. Rechtspopulistische Akteure können daher zwar Teile der Arbeiterklasse mobilisieren, aber nicht die Mehrheit. Erfolgreicher wäre wahrscheinlich die Konzentration auf spezifische Teilaspekte statt auf allgemeine Anti-Zuwanderungsrhetorik. Bedeutung der Itemformulierung: Das Ausmaß der gefundenen Polarisierung hängt stark von der Art der Umfrageitems ab. Allgemeine Aussagen (z. B. "Einwanderer sind gut für die Wirtschaft.") führen selten zu Polarisierung; konkrete Fragen (Einwanderungsniveau, Assimilationsanforderungen) hingegen stärker. Zudem reagieren Polarisationsmaße empfindlich auf die Länge der Antwortskalen. Warum oft keine Polarisierung gemessen wird: Viele Items in Langzeitumfragen sind sehr abstrakt formuliert. Rein empirisch lassen sich die größten marginalen Unterschiede eher bei konkreten Fragen feststellen. Wahrnehmung von Konflikten ohne Polarisierung: Der Eindruck gesellschaftlicher Spaltung kann entstehen, wenn einzelne Themen dominieren. Die Flüchtlingsdebatte 2015 verstärkte Wahrnehmungen von Konflikt, obwohl die langfristigen Meinungen zu migrationsbezogenen Fragen relativ stabil blieben. Covid-19: Politisierung ohne Extreme: Die Pandemie war ein neues Thema ohne etablierte politische Trennlinien. Trotz Politisierung blieben Polarisationsniveaus moderat und schwankten mit den Pandemiestufen; es entstanden keine dauerhaften Extreme. Cultural Backlash: Unterschiedliche Dynamiken Ost/West: In Ungarn und Polen zeigen weniger gebildete Gruppen über Jahrzehnte stabile Ablehnung gegenüber Homosexualität, während höher Gebildete liberaler wurden. Die Bedingungen für einen „kulturellen Backlash“ sind dort stärker gegeben als in Westeuropa. Schlussfolgerung: Für die Erforschung struktureller Polarisierung ist es sinnvoll, Schnittstellen zwischen sozialen Merkmalen (z. B. Klasse × Region) zu analysieren, um besonders stark polarisierte Gruppen zu identifizieren. Gleichzeitig müssen sehr kleine Gruppen hinsichtlich politischer Relevanz mit Vorsicht interpretiert werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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“Zunehmende Polarisierung der öffentlichen Meinung zu Globalisierungsthemen? Die Divergenz von Issue Salienz und Einstellungen, und die Rolle sozialer Klassen“. Presentation at the evening Kolloquium organized by the chair of Steffen Mau (Humboldt University), November 11, 2021, Berlin
Dochow-Sondershaus, S. & Teney, C.
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Ideological polarization during a pandemic: Tracking the alignment of attitudes toward COVID containment policies and left-right self-identification. Frontiers in Sociology, 7.
Dochow-Sondershaus, Stephan
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Opinion Polarization of Immigration and EU Attitudes between Social Classes – The Limiting Role of Working Class Dissensus. Center for Open Science.
Dochow-Sondershaus, Stephan & Teney, Céline
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Stata Code for “Ideological polarization during a pandemic: Tracking the alignment of attitudes towards COVID containment policies and left-right selfidentification"
Dochow-Sondershaus, S.
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“Die Entwicklung struktureller Polarisierung von Einstellungen zu Einwanderung und zur EU. Die Rolle von Berufsklassen”. Presentation at the DGS Kongress 2022, September 28, 2022, Bielefeld.
Dochow-Sondershaus, S. & Teney, C.
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ANew Social Conflict on Globalisation-Related Issues in Germany? ALongitudinal Perspective. KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 75(S1), 205-234.
Teney, Céline & Rupieper, Li Kathrin
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Code for “Opinion Polarization of Immigration and EU Attitudes between Occupational Classes – The Limiting Role of Working Class Dissensus”
Dochow-Sondershaus, S. & Teney, C.
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Cultural backlash? Trends in opinion polarisation between high and low-educated citizens since the 1980s: A comparison of France, Italy, Hungary, Poland and Sweden.
Dochow-Sondershaus, Stephan; Teney, Céline & Borbáth, Endre
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Stata Code for “The Gendered Effect of Parenthood on Voting Behaviour in the 2021 German Federal Election”
Dochow-Sondershaus, S.; Teney, C. & Lovette, F.
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The Gendered Effect of Parenthood on Voting Behaviour in the 2021 German Federal Election. German Politics, 33(1), 22-45.
Teney, Céline; Dochow-Sondershaus, Stephan & Lovette, Forrest
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What polarizes citizens? An explorative analysis of 817 attitudinal items from a non-random online panel in Germany. Center for Open Science.
Teney, Céline; Pietrantuono, Giuseppe & Wolfram, Tobias
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“Cultural Backlash? Trends in Opinion Polarisation between Educational Groups in Five European Countries”. Presentation at the workshop How Divided is Europe? Attitudinal and Ideological Divides Across Key Social and Political Domains, November 2, 2023, Frankfurt.
Dochow-Sondershaus, S.; Teney, C. & Borbáth, E.
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“On Stability of Opinion Polarisation in Cultural-Related Issues in Western Europe”; Doctoral College Digital Society and Democracy, Paris Lodron University of Salzburg, November 17, 2023.
Teney, C.
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“Trends in structural polarization in attitudes towards immigration and the European Union in Germany: The role of occupational classes”. Presentation at the 1st Conference on European Polarisation by CIVICA European Polarisation Observatory (EPO); February 15, 2023, Online.
Dochow-Sondershaus, S. & Teney, C.
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“What polarises Germans? An explorative analysis of 800 attitudinal items from a non-random online panel”; Kolloquium “Methoden und Sozialstruktur” von Natascha Nisic and Gunnar Otte, JG University of Mainz, May 08, 2023.
Teney, C.
