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Risikoeinschätzung und Fallprozessierung in Frühen Hilfen und Kinderschutz

Antragstellerin Professorin Dr. Helga Kelle
Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441316987
 
Das Forschungsvorhaben erforscht, wie – d.h. durch welche Fachkräfte, mit welchen Praktiken, Instrumenten und Verfahren sowie in welchen institutionalisierten Netzwerken – in Deutschland im ersten Lebensjahr Risiken, Belastungen und Unterstützungsbedarfe von Kindern und Eltern eingeschätzt werden und wie diese Einschätzungen relevant werden für die Vermittlung in Frühe Hilfen und/oder andere Maßnahmen nach Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG) und SGB VIII. Es zielt auf eine qualitativ-empirische Rekonstruktion dieser Einschätzungen rund um die Geburt von Kindern, mit Fokus auf Verfahren, die seit Inkrafttreten des BKiSchG 2012 etabliert wurden. Ausgangspunkt des Projekts ist die Doppelausrichtung des BKiSchG auf ein gleichzeitig enges, interventives und ein weites, präventives Verständnis von Kinderschutz. Diese Doppelausrichtung und die Etablierung Früher Hilfen haben zu einer Ausdifferenzierung von Fallkategorisierungen und zu neuen Formen von interprofessioneller und -institutioneller Kooperation geführt. Das Projekt fokussiert insbesondere diejenigen (professionellen) Unter- und Entscheidungen, die unterhalb der Eingriffsschwellen bei Kindeswohlgefährdung (also vor Ingangsetzung von Verfahren nach § 8a SGB VIII) an-gesiedelt sind. Es erforscht, wie Fallkategorisierungen, -zuständigkeiten und -abgrenzungen praktisch vorgenommen und kommunal organisiert werden und welche Probleme sich in diesem Zusammenhang zeigen.Methodisch kommen ethnografische und dokumentenanalytische Zugänge zum Einsatz. Die Analyse richtet sich auf zwei Fallebenen im Sinne einer institutional ethnography: 1. wird rekonstruiert, wie Kinder und ihre Familien im Kontext früher Hilfen mit Bezug auf Risiken in situ kategorisiert und wie entwicklungs- und kindeswohlbezogene (Serien von) Unterscheidungen und Entscheidungen sowie Fallkonstruktionen und -prozessierungen in Bezug auf Familien praktisch hervorgebracht werden. 2. werden die praktischen, kommunal differierenden Verfahrenslogiken der Vermittlung in Frühe Hilfen und/oder andere Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe rekonstruiert. Diese Fallebene bezieht sich auf die Regulation und Organisation der interprofessionellen und interinstitutionellen Vernetzung von Frühen Hilfen und Kinderschutz. Die Felder der ethnografischen Exploration werden kontrastiv ausgewählt in zwei Großstädten und zwei Landkreisen, d.h. in deren Netzwerken für Frühe Hilfen und Kinderschutz.Auf der Basis von kontrastiven Fallstudien auf beiden Ebenen zielt das Projekt auf theoretische Ergebnisse, die zeigen● wie präventiver und interventiver Kinderschutz in situ und in verschiedenen lokalen Verfahrensvarianten aneinander gekoppelt oder entkoppelt wird;● wie sich im Kontext eines weiten Verständnisses von Kinderschutz vernetzte Be-obachtungsräume in der frühesten Kindheit konkret konfigurieren und konstituieren.Das Projekt leistet einen Beitrag zur Grundlagenforschung bezogen auf die Schnittstellen und Netzwerke von Frühen Hilfen und Kinderschutz.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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