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Kognitive Faktoren der Ungleichheitswahrnehmung

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441384741
 
Ökonomische Ungleichheit hat viele nachteilige Auswirkungen auf die Gesellschaft und Individuen. Immer mehr Evidenz spricht dafür, dass ein wesentlicher Teil dieser Auswirkungen nicht direkt durch objektive Ungleichheit verursacht wird, sondern eher durch subjektive Wahrnehmung der Ungleichheit. Da die subjektive Ungleichheitswahrnehmung (UW) so folgenreich ist, ist es wichtig deren Grundlagen zu verstehen. Es gibt Hinweise darauf, dass die UW oft erheblich von der Realität abweicht. Dabei wurde in Studien sowohl Über- als auch Unterschätzung beobachtet. Solche Urteilsverzerrungen können problematische psychologische Reaktionen verursachen. Zum Beispiel kann eine Überschätzung der Ungleichheit zu objektiv unangemessener Unzufriedenheit führen. Eine Unterschätzung der Ungleichheit hingegen kann die Akzeptanz gesellschaftlicher Bedingungen zur Folge haben, die, wenn sie richtig wahrgenommen würden, Protest auslösen würden. Bis heute sind die psychologischen Mechanismen und situativen Moderatoren, die zu Verzerrungen der UW führen, kaum verstanden. Daher werden im vorliegenden Projekt psychologische Prozesse untersucht, die der UW sowie deren Effekten auf menschliche Motivation zugrunde liegen.Das Projekt fokussiert auf das bekannte Phänomen, dass Menschen die statistische Schiefe von Einkommensverteilungen normalerweise unterschätzen. In den meisten Gesellschaften sind Einkommensverteilungen rechtsschief (d.h. mehr Personen mit niedrigem als mit hohem Einkommen). Wird diese Schiefe unterschätzt, kommt es charakteristischen Verzerrungen der UW. Beispielsweise zeigen Studien, dass dies eine Überschätzung des Einkommens von Personen der höheren Einkommensbereiche bewirkt. Warum wird die Schiefe falsch wahrgenommen? Eine erste Gruppe von Experimenten, die auf Vorstudien und einem eigenen Laborparadigma fußen, testet drei potenziell zugrundeliegende psychologischer Mechanismen, die mit Lernen, dem Gedächtnis und mit heuristischem Denken zusammenhängen. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, verzerrte UW besser zu verstehen, vorherzusagen und möglicherweise zu ändern. Die zweite Experimentalreihe konzentriert sich auf die motivationalen Konsequenzen verzerrter UW. Wir testen Hypothesen darüber, wie sich verzerrte UW auswirkt (a) auf die Zufriedenheit mit der eigenen Position in der Einkommensverteilung sowie die Absichten, die Situation zu verändern, (b) auf das Erleben von (Un-) Gerechtigkeit bezüglich des eigenen Einkommens relativ zur eigenen Leistung, und (c) auf die Einkommenserwartung bei wirtschaftlichem Aufstieg. Zudem testen wir Effekte sozio-politischer Einstellungen auf UW. Abschließend prüfen wir die Allgemeingültigkeit ausgewählter Laborergebnisse anhand von Bevölkerungsproben in zwei Studien. Das Projekt trägt zur Weiterentwicklung des Inequality Cycle Frameworks von RU 2847 bei, indem das Wissen über die Determinanten der UW erweitert. Letztere ist die Grundlage für alle weiteren Verarbeitungsschritte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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