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Handhabe und Anweisung in der ‚Kunstliteratur’ der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420353590
 
Fachthematische Schriften aus dem Bereich der gestaltenden Künste weisen eine Reihe unterschiedlicher Strategien der Vermittlung von Verfahrenswissen und Herstellungstechniken auf: Sie präsentieren ihre Erklärungen und Rezepte durch bestimmte Rhetoriken, verknüpfen sie mit anderen Informationen, binden sie an bestimmte Vertextungsmuster, Diagrammformen oder Bildprogramme, inszenieren sie im Rahmen bestimmter Konventionalitäten, gestalten sie im Hinblick auf unterschiedliche Kommunikationsanliegen und -gemeinschaften. Kurz gesagt: Handschriften und Drucke der frühen Neuzeit inszenieren ‘techne’ in einem sehr umfassenden Sinne. Ihre Narrationen werden dabei, so unsere Arbeitshypothese, zu Bestandteilen allgemeiner Vorstellungen, zu Elementen eines gemeinsamen Imaginären, das die Wahrnehmung von ‘techne’ mitbestimmt. Das Projekt wird Schriften der italienischen und deutschen ‚Kunstliteratur’ im Hinblick darauf untersuchen, wie in ihren verschiedenen Narrativen die Interaktion der Akteure mit Werkzeugen, Geräten und Materialien veranschaulicht, Verfahren detailliert beschrieben, im Zusammenwirken von Bild und Text oder Text und Objekt präsentiert und inszeniert werden. Es fragt danach, wie handwerkliches Wissen expliziert oder über Formate wie Vorlagen, Schablonen und Formen des Rezeptarischen in Abbreviatur präsentiert wird und inwiefern auch dem Verschweigen und Überspringen ein inszenatorisches Potenzial eignet, das ‘techne’ und ihre Produkte gerade durch einen Gestus des Entzugs als Wunderbares, als artistische Fertigkeit oder als technische Leichtigkeit positioniert. ‘techne’ bildet dann sowohl den textuellen Bezugspunkt als auch eine kommunikative Leerstelle, die auf ein künstlerisches Verfahren verweist, das erst im Objekt aufscheint.Der Fokus auf solche text-bildlichen Inszenierungen schließt die Frage ein, inwiefern diese selbst vielfach bestimmt sind: durch literarische Konventionen, durch überlieferte oder neue Ordnungs- und Sammlungszusammenhänge, durch Aufzeichnungspraktiken der Manuskriptkultur oder die Herstellungspraktiken und Angebotsprofile der Verleger und Drucker. Auf diese Weise kann die Vermittlung von Material- und Verfahrenswissen für die künstlerische Gestaltung kontextualisiert werden als ein historisches Konzept, als eine Narration von ‘techne’, deren Profil nicht allein durch die Werkstätten zu bestimmen ist, in denen Arbeitsweisen und Techniken gefunden, erprobt und verändert werden. Lesbar ist ‘techne’ im Schnittpunkt ihrer textuellen Inszenierung und den Spuren, die sie am künstlerischen Objekt hinterlässt. Die doppelte Besetzung des Projekts – durch die Kunstwissenschaft einerseits und die Literaturwissenschaft andererseits – soll den spezifischen Konstellationen von Repräsentation und Realisation von ‘techne’ Rechnung tragen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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