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Ein Heiligtum hellenistischer Zeit in Vau i Dejës in Nord-Albanien - ein Straßenheiligtum zwischen Adria und Zentralbalkan?

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Alte Geschichte
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441615820
 
Gegenstand des Projektes ist ein im Jahre 2015 neu entdecktes hellenistisches Heiligtum in Vau i Dejës (Nord-Albanien). Der kleine Ort liegt im Nordosten der Zadrima-Ebene, die sich zwischen den modernen Städten Shkodra und Lezha erstreckt – den antiken Städten Skodra und Lissos.Bislang war der Ort nur durch den Fund einer bronzenen Votivhand des orientalischen Gottes Sabazios bekannt (heute im Historischen Nationalmuseum in Tirana). Die österreichischen Archäologen Camillo Praschniker und Arnold Schober, die während des Ersten Weltkrieges Nord-Albanien und Montenegro bereisten, erwähnen Vau i Dejës lediglich als wichtiges Etappenziel auf ihrem Weg von Shkodra zum spätrömischen Kastell von Vig. Denn nur in Vau i Dejës konnte der mächtige Fluss Drin bei seinem Austritt aus den Bergen überschritten werden. Über das Tal des Drin führte offenbar bereits in der Antike eine Straße in Richtung Zentralbalkan. Der Fundplatz, ein Hügel am östlichen Ausgang des Ortes, weist eine zerklüftete felsige Oberfläche auf und ist daher als Siedlungsplatz ungeeignet. Bei kurzen Begehungen wurden überwiegend am Südhang oberhalb der Störung durch einen Hausneubau auffallend viele Keramikfragmente und Münzen gefunden. Die überraschend ergiebigen und aufschlussreichen Funde bestehen zahlenmäßig überwiegend aus Scherben hellenistischer Feinkeramik, ca. einem Dutzend Fragmenten von Terrakotten einer weiblichen Gottheit und zehn hellenistischen Münzen. Darüber hinaus wurden auch einige Gefäßscherben und zwei Münzen spätantiker Zeit gefunden. Kein einziges Fundobjekt lässt sich der römischen Kaiserzeit (1.–3. Jh. n. Chr.) zuordnen. Aufgrund der archäologischen Daten liegt es nahe anzunehmen, dass das Heiligtum in Vau i Dejës während des ›pannonisch-dalmatischen Aufstandes‹ (6–9 n. Chr.)‹ aufgegeben wurde.Der neu entdeckte Fundort in Vau i Dejës ist auf albanischem Territorium bislang das einzige materiell fassbare Heiligtum hellenistischer Zeit nördlich von Dyrrachion /Durres.Ziel des Projektes in Vau i Dejës ist es, die bislang noch greifbaren archäologischen Funde und Befunde im Rahmen einer Rettungsgrabung zu dokumentieren. Durch die Ausgrabung soll zum einen eine gute Materialgrundlage als Basis für eine Deutung und chronologische Einordnung geschaffen werden, zum anderen sollen die Fundkontexte der hellenistischen Votivgaben und spätantiken Funde erfasst werden. Aus der Auswertung des Fundmaterials werden maßgebliche Ergebnisse zur Chronologie des Heiligtums und zu einer möglichen Nachnutzung in der Spätantike zu erzielen sein. Der Fundort besitzt eine besondere archäologische Relevanz, da die Votivhand des Sabazios aus »Vau i Dejës« im Historischen Nationalmuseum in Tirana mit großer Wahrscheinlichkeit von hier stammt. Handelte es sich möglicherweise um ein Straßenheiligtum zwischen der Adria und dem Zentralbalkan, in das Reisende u. a. auch ›fremde‹ Votivgaben weihten?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Albanien
Kooperationspartner Professor Dr. Gezim Hoxha
 
 

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