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Datenarbeit. Eine Geschichte der IT-Dienstleistungen in der Bundesrepublik von den 1950er bis zu den 1990er Jahren.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441831929
 
Das Projekt untersucht die Ausbildung und Entwicklung von IT-Dienstleistungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den 1950er und den 1990er Jahren. Aus wissensgeschichtlicher Perspektive rekonstruiert es dazu die Systeme, Akteure und Formen des Wissensaustauschs im heranbrechenden digitalen Zeitalter. Es erkundet, wie technische Infrastrukturen, Arbeitskräfte und Knowhow mit der Synchronisation der Arbeits- und Geschäftsprozesse zu einer mobilen, „teilbaren“ Ressource wurden und so das Paradigma der „digitalen Verfügbarmachung“ zum Symbol der neuen digitalisierten Dienstleistungsgesellschaft avancierte. Das Projekt wirft die erkenntnisleitenden Fragen auf, ob und in welchem Maße der digitale Wandel neue Dienstleistungen hervorbrachte, betriebsinterne Strukturen und Hierarchien in Frage stellte und soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheiten zeitigte. Drei Fallstudien zur IT-Dienstleistungsbranche in der Bundesrepublik werden diese Fragen exemplarisch erörtern. Der analytische Fokus des Vorhabens liegt damit auf der Meso-Ebene, wobei immer auch exemplarisch Verbindungen zur Mikro- und Makro-Ebene gezogen werden sollen. Besonderes Augenmerk erhalten in diesem Zusammenhang die soziotechnischen Ensembles, in denen sich Mensch und Maschine gegenüber standen. So rücken die Rechenzentren als emblematische Orte des digitalen Zeitalters in den Fokus des Interesses. Hier soll von der Annahme ausgegangen werden, dass die Genese und Persistenz digitaler Dienstleistungen ganz wesentlich auf der Etablierung neo-tayloristischer Arbeitsregime basierte. Derweil kreierte die Verbreitung und Auslagerung von “Datenarbeit” schon in den 1950er Jahren neue Märkte für digitale Dienstleistungen, die Karrieremöglichkeiten für Programmierer, Software- und Systemingenieure in unternehmenseigenen IT-Abteilungen und eigenständigen IT-Beratungen eröffneten. So eroberten die digitalen Experten alsbald Raum, transformierten Managementkonzepte und kreierten zugleich neue Konflikte unter den Angestellten bzw. zwischen Dienstleistern und Kunden. Auf der Basis einer breiten Zahl an gedruckten, edierten und archivalischen Quellen – von Zeitungsausschnittsammlungen, Werbebroschüren und Firmenzeitungen über Memoiren und Korrespondenzen, Vorstands- und Betriebsratsprotokolle bis hin zu Schulungsmaterialien und Arbeitsanweisungen – analysiert das Projekt den digitalen Wandel der Arbeitswelten in Diskurs und sozialer Praxis in diachroner Perspektive und versteht sich so als integraler Beitrag zu einer Gesellschaftsgeschichte der Arbeitswelten im digitalen Zeitalter.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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