Die Keramik des Maikop-Phänomens im archäologischen Kontext
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Projekts wurden in den Jahren 2020–2023 drei spätchalkolithische (4. Jtsd. v. Chr.) Siedlungen untersucht. Die Erforschung der Sereginskoe-Siedlung des Maikop-Phänomens (Adygea, Nordkaukasus) wurde durch den Russisch-Ukrainischen Krieg unterbrochen. Im Sommer 2022 begann die Erforschung von zwei Siedlungen in Aserbaidschan, die zum sog. Leylatepe-Phänomen, das mit dem Maikop- Phänomen in Zusammenhang steht, grechnet werden. Die spätchalkolithische Periode wird mit tiefgreifenden, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen verknüpft, zu welchen der Aufstieg der ersten bürokratischen Staaten, die Herausbildung von Schriftzivilisationen in Mesopotamien und allgemein ein großes Spektrum technologischer Innovationen zählen. Sowohl das Maikopals auch das Leylatepa-Phänomen werden häufig mit Uruk-Migranten aus Mesopotamien in Verbindung gebracht. Der Hauptbeweis für die Verbindung mit Mesopotamien ist Keramik, die zu einem Schlüsselelement unserer Studie geworden ist. Unsere Ausgrabungen wurden in Janvartepe und in der vielschichtigen Siedlung Leylatepe durchgeführt, die erstmals in den 1980er Jahren erkundet wurde und dem kulturellen Phänomen seinen Namen gab. Die bemerkenswertesten Ergebnisse unserer Arbeit in Leylatepe waren die Klärung der Stratigraphie der Siedlung, die Untersuchung rechteckiger Lehmziegelhäuser und eines Zweikammer-Töpferofens, der den mesopotamischen Öfen dieser Zeit sehr ähnlich ist. Ungefähr 70% der von uns gefundenen Keramik ist aus dem gleichen Ton und mit dem gleichen Standardrezept hergestellt. Gemäß den Profilen und petrographischen Dünnschliffen wurde für die meisten Gefäße die Wulsttechnik festgestellt. Zugleich weisen etwa 50% der Gefäße Bearbeitungsspuren auf der Töpferscheibe auf und nur etwa 5% die eine oder andere Wanddehnung. Die Gefäße sind auf der langsamen Töpferscheibe (Tournette) hergestellt, was die Leylatepe-Keramik von den vorhergehenden, zeitgleichen und nachfolgenden südkaukasischen Traditionen abhebt und in mehrerlei Hinsicht an die Keramikproduktion im Nahen Osten des 4. Jahrtausends v. Chr. erinnert: Der untersuchte Zweikammerofen, die Standardisierung der Tonzusammensetzung, die morphologische Standardisierung, die Verwendung der Töpferscheibe zur Herstellung von Gefäßen sowie zwei Töpferscheiben mit Gebrauchsspuren, welche bei Ausgrabungen der 1980er Jahre gefunden wurden. Die Bewohner der Leylatepe-Siedlung in Janavartepe lebten im Gegensatz zu den Bewohnern des 2,5 km entfernten Leylatepe in runden Grubenhäuser, die ohne Verwendung von flachen Lehmziegeln gebaut wurden. Sehr interessante Funde waren Cretulae, Tonklumpen mit siegelgeprägter Oberfläche, die zusammen mit großen Keramikfragmenten und Hirschgeweihen gefunden wurden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Initial Description of Ceramic Industries at the Sereginskoe Settlement. Brief Communications of the Institute of Archaeology 263: 409‒427.
Iserlis, M.; Brileva, O. & Dneprovskiy, K.
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e-Jahresbericht 2022 des Deutschen Archäologischen Instituts – Eurasien-Abteilung.
Bastert-Lamprichs, K., Boroffka, R., Hansen, S., Iserlis, M., Krumnow, J., Schlotzhauer, U.,Teufer, M., Thomalsky, J., Uhl, R. & Wagner, M.
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Leylatepe und Janavartepe: zwei Siedlungen des 4. Jahrtausends v. Chr. in der Gharabagh –Steppe, Aserbaidschan. In: Archäologie in Eurasien. Berlin: 72–73.
Iserlis, M.
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Tel Yaqush: Die Geschichte eines kleinen Dorfes. In: Archäologie in Eurasien. Berlin: 78–79.
Iserlis, M.
