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Vergleich der Habituationsprozesse zwischen Gesunden und Patienten mit Sozialer Phobie vor und nach Konfrontationsbehandlung
Antragstellerin
Professorin Dr. Katja Petrowski
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442221229
Die Soziale Phobie ist eine der häufigsten Angsterkrankungen, an der beinahe jede siebte Person irgendwann in ihrem Leben leidet. Es wird angenommen, dass die Störung durch Anwendung maladaptiver Strategien zur Angstbewältigung aufrechterhalten wird, wodurch den Betroffenen kein Neulernen in und Habituieren an angstbesetzte Situationen gelingt. Die Therapie der Wahl ist die Konfrontation in vivo im Rahmen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung. Ziel der Therapie ist es, dass die Patienten wiederholt angstauslösende Situationen aufsuchen und mit ihrer Angst nicht-konforme Erfahrungen machen, eine abgeschwächte Orientierungsreaktion auf die ursprünglich angstauslösende Situation entwickeln, die Situation kognitiv umbewerten und eine reduzierte physiologische Reaktion auf ursprünglich angstauslösende Reize zeigen. So führt die Konfrontation zu einer Korrektur sozialphobischer Kognitionen und zu einer Habituation.Bisher ist unklar, warum ein Teil der Patienten nicht von einer manualisierten Expositionsbehandlung profitiert. Es wird angenommen, dass dies unter anderem auf Sicherheitsverhalten sozial phobischer Patienten zurückzuführen sein könnte. Zusätzlich scheinen Unterschiede in der Habituationsfähigkeit, also die Abnahme der durch das autonome Nervensystem und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HPA) Achse vermittelten physiologischen Reaktionsstärke nach wiederholter Darbietung des angstauslösenden Stimulus, eine entscheidende Rolle zu spielen.Wird eine standardisierte Aufgabenkombination wie der TSST zur Stressinduktion bei sozial phobischen Patienten ohne Komorbidität genutzt, so zeigt sich deutlich eine Cortisol-Hyperreaktivität. Dies untermauert die Annahme von Unterschieden in der Habituationsfähigkeit sozial phobischer Patienten verglichen mit Gesunden. Aufgrund der derzeitigen Studienlage ist unklar, ob eine veränderte Stress-Responsivität in Zusammenhang mit unterschiedlichen Habituationsverläufen und dem Therapieerfolg steht und ob eine Veränderung sozialphobischer Kognitionen durch die Therapie in Zusammenhang mit einer Veränderung der Stress-Responsivität steht.Vor diesem Hintergrund sollen im vorliegenden Forschungsvorhaben folgende Fragen untersucht werden:1. Ist bei Patienten mit Sozialer Phobie im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden eine signifikant langsamere Habituation der Cortisol-Reaktion bei sozialer Stressinduzierung durch den TSST zu beobachten? 2. Besteht bei Patienten mit Sozialer Phobie ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Habituation vor Therapie und der Symptomreduktion nach erfolgter Therapie?3. Ist eine vor Therapie veränderte Cortisolausschüttung in Reaktion auf Stress bei Patienten mit Sozialer Phobie reversibel, d.h. normalisiert sich die Cortisolausschüttung in Reaktion auf den TSST infolge der Psychotherapie? 4. Sagt das Ausmaß der Veränderung sozialphobischer Kognitionen im Rahmen der Therapie die Veränderung der Cortisolausschüttung nach Therapie signifikant vorher?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Rupert Conrad; Privatdozent Dr. Jörg Wiltink