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Die Politische Ökonomie der Künstlichen Intelligenz – von der Fiktion zur soziotechnischen Realität?
Antragsteller
Professor Dr. Philipp Staab
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442365478
Seit den 2010er Jahren wecken Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) mit spektakulären Erfolgen in der Objekt-, Sprach- und Mustererkennung hohe Erwartungen bei Investor*innen und Politiker*innen: Einerseits versprechen Studien hohe Produktivitätssteigerungen und zusätzliches Wirtschaftswachstum durch die Verbreitung von KI-Technologien, andererseits wird vor technologischer Abhängigkeit und geostrategischen Dynamiken zugunsten der weltweit führenden Digitalkonzerne aus China und den USA gewarnt. So haben zuletzt dutzende Staaten eigene KI-Industriestrategien aufgesetzt, um Milliardensummen in den Ausbau nationaler KI-Innovationssysteme zu investieren. Auch Deutschland und die EU veröffentlichten 2018 eigene Strategiepapiere zur Förderung von KI-Technologie. Ersten Analysen zufolge greifen die darin angekündigten Maßnahmen tief in die technologische Restrukturierung der Wirtschaft ein und setzen damit einen allgemeinen Trend zu aktiver Industriepolitik fort. Kündigt sich in diesem verstärkten Zusammenwirken von Staat und Wirtschaft, der politischen Ökonomie der Künstlichen Intelligenz, eine Transformation von ökonomischen Institutionengefügen und staatlichen Handlungskapazitäten an?Das übergeordnete Ziel des Projektes ist eine empirische Untersuchung technopolitischer Aushandlungsprozesse im Zuge der Entfaltung Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Europa. Der analytische Fokus liegt dabei sowohl auf der staatlichen Technologiepolitik, welche aktiv in den entstehenden Markt für "AI made in Germany/Europe" eingreift, als auch auf konkurrierenden ökonomischen Akteurskoalitionen, welche wiederum die staatlichen Interventionen zu beeinflussen versuchen. Insgesamt sollen die von KI-Technologien angestoßenen Wechselwirkungen zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie die möglichen Folgen für die deutsche Wirtschaftsstruktur mittels einer theoretischen Integration von techniksoziologischen, innovationstheoretischen und politökonomischen Ansätzen analysiert werden. Der Forschungsprozess ist in drei thematische Blöcke geteilt: Im ersten Schritt werden die Maßnahmen der deutsch-europäischen KI-Technologiepolitik mittels Dokumentenanalyse und Interviews herausgearbeitet und auf die Entwicklung neuer staatlicher Handlungskapazitäten hin untersucht. Im zweiten Schritt wird das Beziehungsgeflecht der zentralen Akteure im KI-Innovationssystem mithilfe einer Netzwerkanalyse erforscht, wobei die Formierung ökonomischer Akteurskoalitionen zur Beeinflussung staatlicher Technologiepolitik sowie die Vernetzung und Arbeitsteilung zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Fokus stehen. Im dritten Schritt wird eine vergleichende Fallstudie von vier Unternehmenskooperationen zwischen Industrie- und IKT-Unternehmen durchgeführt, um die grundlegenden Marktdynamiken im KI-Kontext sowie das Verhältnis beider Sektoren als Rahmenbedingung der Politikentwicklung zu analysieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen