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Transpression und Transtension in den Ostalpen (TATEA): Kinematik und Alter einer sinistralen Verformungszone

Antragsteller Professor Edward Sobel, Ph.D., seit 4/2022
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformatik, Kartographie
Physik des Erdkörpers
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442377840
 
Adria, der nördlichste Sporn von Afrika, kollidierte mit Europa und bildete die Europäischen Alpen, welche sich mit den Dinariden im Südosten und, unterbrochen durch das Pannonische Becken, mit den Karpaten im Osten verknüpfen lassen. In der Tiefe, unterhalb dieser gebirglichen Aufgabelung der Ostalpen, befindet sich ein Tripelpunkt (Zone) an dem drei tektonischen Platten zusammen kommen. Diese sind die Europäische und die Adriatische Platte, sowie das Pannonische lithosphärische Fragment. Deren Geometrie und Anordnung ist Gegenstand aktueller Forschung (AlpArray, SPP 2017 MB-4D). An der Oberfläche verursachte die (späte) adriatische Indentation zwei seismotektonische (aktive) Verformungszonen welche im hohen Winkel zur Ostalpengebirgskette verlaufen. Diese Verformungszonen treffen/durchkreuzen sich in den Niederen Tauern. Wir fokussieren uns auf die Tektonik und Chronologie der mittleren-oberen Erdkruste in den Radstädter, Schladminger, Wölzer und Seckauer Tauern, hier zusammengefasst als Niedere Tauern. Wir antizipieren ein kinematisches Model von dem Schlüsselgebiet indem sich diese beiden känozoischen Verformungszonen am östlichen Ende der Ostalpen treffen. Wir kombinieren Strukturgeologie, um die känozoische Entwicklung von Stör- und Scherzonen zu entwirren, und Geochronologie, um die Verformung und die Heraushebung zu datieren. Zusammen sind diese beiden Methoden besonders vielversprechend um Oberflächenformen mit Tiefenstrukturen zu verknüpfen. Die Kinematik der Niederen Tauern, seine Verbindung zum Tauern Fenster im Westen und zu den Pöls- und Lavanttal Störungen im Osten, ist ein unverzichtbares Puzzlestück um die tektonische Aufgabelung der Ostalpen in die Karpaten zum einen und die Dinariden zum anderen zu verstehen. Die Verknüpfung von Oberflächen- zu Tiefenstrukturen in Gebirgen ermöglicht ein modernes, prozessbezogenes Verständnis der Gebirgsbildung, dass sich auch auf andere Gebirge (z.B. Pamir) übertragen lässt. Wir werden die Kinematik, im Speziellen die strukturelle Vergenz der Niederen Tauern karieren. Um die Zeitlichkeit, Abfolge und Unterschiede im Verformungsmuster zu quantifizieren, werden wir verschiedene absolute Altersbestimmungen vornehmen. Folgende Methoden werden antizipiert: (1) Die 40Ar/39Ar in-situ Datierung von lokalisierten Verformungszonen. (2) Die Spaltspur und (3) die (U-Th)/He Datierung von Gesteinen der Niederen Tauern entlang von mehreren systematisch beprobten Profilen um eine möglichst gute räumliche Abdeckung zu erhalten. Mit diesen Ergebnissen erstellen wir ein kohärentes strukturelles und zeitliches Muster der Exhumierung der Niederen Tauern und können Aussagen darüber treffen ob die Verformungszonen kogenetisch, konjugiert und gleichzeitig aktiv waren oder ob sie aufeinander folgten und plattentektonische unterschiedlichen Ursache haben. Dieser Unterschied hat maßgebliche Konsequenzen für die geodynamische Rekonstruktion des Alpen-Karpaten-Dinariden Systems.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Kanada
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Eva Enkelmann
Ehemalige Antragstellerin Dr. Susanne Schneider, bis 3/2022
 
 

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