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Was sagt Mann dazu? Eine Analyse des legislativen Verhaltens männlicher Abgeordneter angesichts des steigenden Frauenanteils in den Parlamenten
Antragstellerin
Professorin Dr. Corinna Kröber
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442430596
In den letzten Jahrzehnten ist der Frauenanteil in Parlamenten weltweit deutlich gestiegen. Umfassende Forschung zeigt, dass die neu gewählten weiblichen Abgeordneten die parlamentarische Agenda verändern und die Interessen von Frauen in Politikfeldern wie Gesundheit, Familienpolitik oder Gleichstellung verstärkt vertreten. Verhältnismäßig wenig weiß man dagegen über die Reaktionen der männlichen Abgeordneten auf die sich wandelnde Geschlechterzusammensetzung der Legislativen. Ziel dieses Projektes ist es, diese Forschungslücke zu schließen und die Gruppe an Abgeordneten in den Fokus zu stellen, die auch heute noch die Mehrheit der Mandate besetzt. Vom „Politics of Presence“ Argument (Phillips 1998) lässt sich die Vermutung ableiten, männliche Parlamentarier würden für Frauenthemen sensibilisiert und setzten sich verstärkt für diese ein, wenn sie durch ihre Kolleginnen häufiger mit entsprechenden Forderungen in Berührung kommen. Um diese und ähnliche Hypothesen zu prüfen, wird im Rahmen des Forschungsprojekts das legislative Verhalten aller Abgeordneten in den sechszehn deutschen Landtagen zwischen 1990 und heute untersucht. Der Fokus auf Deutschland stellt einen einheitlichen politischen Rahmen mit Hinblick auf die Handlungsmöglichkeiten der Abgeordneten und somit eine hohe Vergleichbarkeit der Fälle sicher. Gleichzeitig bilden die Bundesländer einen Mikrokosmus westlicher Demokratien mit Hinblick auf die Varianz des Frauenanteils in den Parlamenten, aber auch andere relevante Faktoren wie Wahlsystem und postmaterialistische und feministische Werte in der Gesellschaft. Im Rahmen einer umfassenden Datensammlung werden drei Indikatoren für substantielle Repräsentation von Frauen (d.h. inwiefern einzelne Abgeordnete die Interessen von Frauen vertreten) erhoben: (1) Themen parlamentarischer Anfragen, (2) Geschlechterbezüge in Reden und (3) Selbsteinschätzung der Abgeordneten in Interviews. Angesichts der großen Anzahl der abgedeckten Parlamente, der zeitlichen Reichweite sowie der Vielfalt an Indikatoren für substantielle Repräsentation wird das Ergebnis einer der umfassendsten Datensätze im Forschungsgebiet sein. Die aus der Analyse dieser Daten generierten Befunde ermöglichen zum einen neue und innovative Einblicke in den Zusammenhang zwischen Geschlecht und legislativem Verhalten. Zum anderen versprechen die Ergebnisse eine Erklärung dafür, warum immer mehr Studien darauf hindeuten, dass die Präferenzen der weiblichen Bevölkerung durch Parteien und Parlamente sowie in Gesetzen nicht akkurater abgebildet werden, wenn mehr Frauen an der Gesetzgebung mitwirken.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen